Appellfunktion der Sprache

Auch: Signalfunktion. Nach Bühler (1934) eine der drei Grundfunktionen des sprachlichen Zeichens, verstanden als „konkretes Sprechereignis“. In seinem Organonmodell (Bühler‘sches Organonmodell) erscheint das komplexe sprachliche Zeichen auf der Rezipientenseite als Signal (6), und zwar „kraft seines Appells an den Hörer, dessen äußeres und inneres Verhalten es steuert wie andere Verkehrszeichen“ (ebd., 28). Weil, wie er schreibt, „das lateinische Wort ,appellare‘ (englisch: appeal, deutsch etwa: ansprechen) treffend ist“ für die gemeinte Einwirkung auf das Verhalten anderer, gab Bühler seinen ursprünglichen Terminus „Auslösung“ auf (vgl. dazu 1934, 29). Die A.d.S. ist wie die Ausdrucksfunktion und die Darstellungsfunktion eine unabdingbare Eigenschaft des sprachlichen Zeichens. R. Jakobson (zuerst 1960) verwendet im selben Sinne den Begriff „konative Funktion“ (vgl. 1979, 90).

→ Appell, → Ausdruck, Ausdrucksfunktion der Sprache, Darstellungsfunktion der Sprache

Lit.: Bühler, K., Die Axiomatik der Sprachwissenschaften. 21976. Bühler, K., Sprachtheorie. 1934. Eschbach, A., Bühler-Studien. 2 Bde. 1984. Jakobson, R., Linguistik und Poetik. In: Holenstein, E./Schelbert, T. (Hrsg.), Roman Jakobson Poetik. Ausgewählte Aufsätze 1921-1971. 1979, 83-121. Liedtke, F., Ausdrücken und Bedeuten. Anton Martys Sprachphilosophie im Lichte der Kritik Karl Bühlers. In: Cesalli, L./Friedrich, J. (Hrsg.), Anton Marty & Karl Bühler. Between Mind and Language. Zwischen Sprache und Denken. 2014, 43-58. JV

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