Archaismus

Wörter, Wortformen, syntaktische Erscheinungen und Schreibungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes als veraltet betrachtet werden.

So kann bspw. recke (im Gegensatz zum üblichen ritter) im mhd. → Sprachstadium (→ Mittelhochdeutsch) als A. gelten. Von der Perspektive der Gegenwartssprache aus sind Wörter und Wendungen wie Zu welchem Behufe? ‘Zu welchem Zweck?’, sintemal ‘weil, zumal’, weiland ‘einst, früher’, der Sonne Strahlen ‘die Strahlen der Sonne’ veraltet, werden aber meist im Kontext noch verstanden. Ein A. i. e. S. liegt im Gegensatz zum → Historismus dann vor, wenn sich ein anderes Wort zur Bezeichnung des jeweiligen Vorgangs, Gegenstands usw. im Sprachgebrauch durchgesetzt hat. Archaismen werden in der Literatur, Presse und Publizistik, in der Sprache der Politik und in der Werbung usw. häufig bewusst als Stilmittel (→ Stil) verwendet. Sie können der pejorativen Expressivität, ironischen Auflockerung, historischen Koloritzeichnung u. a. dienen, wobei auch eine „Pseudohistorizität“ entstehen kann. (Vgl. Fleischer et al. 1993, 93ff.)

Lit.: Cherubim, D., Sprach-Fossilien. Betrachtungen zum Gebrauch, zur Beschreibung und zur Bewertung sogenannter Archaismen. In: Munske, H. H. u.a. (Hrsg.), Deutscher Wortschatz. L. E. Schmidt zum 80. Geburtstag. 1988, S. 525-552. Fleischer, W./Michel, G./Starke, G., Stilistik der deutschen Gegenwartssprache. 1993. Grosse, S., Die Belebung mittelhochdeutschen Sprachguts im Neuhochdeutschen. In: W. Besch/A. Betten/O. Reichmann/S. Sonderegger (Hrsg.), Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. 2. Tb. 22000 (= HSK 2.2.), S. 1847-1854. SL

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