Argument

Konstitutives Element einer Redesequenz zur Begründung einer Aussage, → Argumentation.

  1. Ein A. oder mehrere Argumente dienen zur überzeugungskräftigen Absicherung einer als gültig behaupteten Äußerung (These). Ein A. ist eine Aussage, die eine Behauptung oder These stützen, deren Geltungsanspruch bekräftigen oder strittige Äußerungen widerlegen soll. Argumente sollen nicht nur plausibel und richtig, sondern auch relevant sein, um in einer strittigen Situation kooperative Handlungschancen eröffnen zu können. Insofern ist ein A. eine Begründung und ein rationales Mittel, das Einsichten und Urteile bewirken kann, die es ermöglichen sollen, den Geltungsanspruch einer Behauptung oder eines Gebotes oder einer Bewertung anzuerkennen (vgl. Habermas 2008; Kopperschmidt 1989: 70). In diesem Sinne beschäftigt sich die Logik, aber auch die linguistische → Argumentationsanalyse – vereinfacht ausgedrückt – mit Fragen nach der Gültigkeit bzw. Herleitbarkeit von Argumenten und mit der Wahrheit bzw. Beweisbarkeit von Aussagen.
  2. In der formalen Logik die Leerstellen eines Prädikats (→ Funktor) bzw. einer → Funktion. Je nachdem wie viele Argumente ein Prädikat hat, bezeichnet man es z.B. als ein- oder zwei- oder dreistellig. Einstellige Prädikate, mit der Struktur P(a), weisen dem A. eine Eigenschaft zu: Der Elefant ist ein Säugetier. Zweistellige, mit der Struktur R(a, b), oder mehrstellige Prädikate stellen Relationen zwischen den Argumenten her: Hans ist jünger als Karl, wobei die Reihenfolge der Elemente zu beachten ist. Die Anzahl der Argumente eines Prädikats und deren Charakterisierung findet als syntaktische → Valenz Eingang in die → Valenzgrammatik.
  3. In N. Chomskys Rektions- und Bindungstheorie (engl. GB-Theory: Government and Binding Theory) ein referenzfähiger Ausdruck, dem eine → thematische Rolle, d.h. eine logische Argumentstelle eines Prädikats entsprechen muss.
  4. Bei Williams (1981) die A.stelle eines logischen Prädikats und deren Realisierung in der Syntax. Williams unterscheidet zwischen „externen“ und „internen“ Argumenten, wobei die A.stelle eines Prädikats syntaktisch extern ist, wenn deren thematische Rolle außerhalb der maximalen Projektion (→ X-Bar-Theorie) des Prädikats erscheinen bzw. angenommen werden muss. Subjekte gelten als externe Argumente, denn sie stehen außerhalb der → Verbalphrase, Objekte stehen innerhalb der Verbalphrase und sind interne Argumente.

Lit.: Bayer, K., Argument und Argumentation. Logische Grundlagen der Argumentationsanalyse. 2007. Chomsky, N., Lectures on Government and Binding. The Pisa Lectures. 1981. Göttert, K-H., Argumentation. 1978. Habermas, J., Erkenntnis und Interesse. 2008 [zuerst 1973]. Kienpointner, M., Argumentationsanalyse. 1983. Klein, J., Konklusive Sprechhandlungen. 1987. Kopperschmidt, J., Argumentation. 1980. Ders./Schanze, H., Argumente – Argumentation. 1985. Perelman, Ch., Logik und Argumentation. 1979. Toulmin, St., The Uses of Argument. Updated edition. 2003 [zuerst 1958]. dt. Der Gebrauch von Argumenten. 21996. Williams, E., Argument Structure and Morphology. 1981. KP

Letzte Änderung: 17.01.2024 - Ansprechpartner: Webmaster