affektiv

Im Bereich der Kommunikation Eigenschaft all derjenigen Sprachzeichen, die gefühlsmäßige Wertungen oder Einstellungen transportieren bzw. hervorrufen; die affektive Bedeutung ist die emotive (emotiv) oder konnotative ( Gefühlswert, Konnotation (4)). Bühlers Dreiteilung der Sprachfunktionen folgend ( Bühlersches Organonmodell) unterscheidet E. Coseriu (1979) eine „darstellende, aussagende oder informative Sprachform“ und eine „appellative oder auffordernde Sprachform“ von einer „expressive[n] oder affektive[n] oder emotive[n] Sprachform, deren Hautzweck es ist, einen Seelen- oder Gefühlszustand des Sprechers auszudrücken“ (ebd., 25). Entsprechend ist der semantische Unterschied zwischen den beiden von H. Sperber (1914) diskutierten Formen der Verabschiedung von seinem kleinen Sohn: Gib dem Papa das Patscherl und Gib mir die Hand v.a. auf den affektiven/emotionalen Mehrwert von österr.-ugs. Patscherl zurückzuführen. Für Sperber ist der „Affektgehalt“ eine der wesentlichen Antriebskräfte des Sprach-, insbesondere aber des Bedeutungswandels. Von K.R. Scherer (1977) übernimmt R. Fiehler (1990) als Bezeichnung für die Empfindungswörter (Empfindungswort), genauer: für mehr oder weniger konventionalisierte Formen des Lachens, Stöhnens, Zischens, Schmerzausdrucks usw., den Terminus „Affektlaute“.

Lit.: Coseriu, E., Sprache. Strukturen und Funktionen. XII Aufsätze zur allgemeinen und romanischen Sprachwissenschaft. 1979. Fiehler, R., Kommunikation und Emotion. 1990. Scherer, K.R., Affektlaute und vokale Embleme. In: Posner, R./Reinecke, H.-P. (Hrsg.), Zeichenprozesse. 1977, 199-214. Sperber, H., Über den Affekt als Ursache der Sprachveränderung. 1914. Tsiknaki, Ou., Emotionsprognose. Das affektive Lexikon München. Entwurf eines Modells zur Vorhersage der Affektivität eines Textes. 2005. AB

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