assoziative Bedeutung

Komponente oder Teilaspekt der Gesamtbedeutung eines Wortes; eine gegenüber der begrifflichen oder denotativen (Denotation) Bedeutung (2) sekundäre Wortbedeutung, ein Komplex individueller Erinnerungs- oder Gedächtnisfaktoren, die die denotative Bedeutung eines Wortes umgeben, sie überlagern oder auch umstrukturieren (z.B. können die Wortform Meer urlaubshaft-angenehme Assoziationen/Erinnerungen umgeben, wie Sonne, Sand, Ferien, Freundschaft, Gesundheit und Liebe usw., aber auch Vorstellungen von Gefahr, Not, Unerbittlichkeit der Natur usw.): „Die a.B. eines Wortes ist gleich der Distribution der Responses, die dieses Wort als Stimulus hervorruft“ (Kielhöfer 1981, 51), und damit keine Erscheinung des semantischen Systems der Sprache (Langue). Sie ist vielmehr in der psychischen Struktur des einzelnen Sprachteilhabers verankert; in ihr spiegeln sich die konkreten Sozialisations- und Lebenserfahrungen wider. Wenn eine Wortform keine Vorstellung von einem Objekt oder von einem Zustand erzeugt, können keine Assoziationen hervorgerufen werden, d.h. dass eine a.B. nicht dekodiert wird, wenn nicht eine begrifflich-sachbezogene Bedeutung dekodiert worden ist. Die assoziativen Bedeutungen decken sich nicht mit den sprachlichen Stereotypen (Stereotyp) und den begriffslogischen Oppositionen und liegen gewissermaßen hinter diesen. Von besonderer Art sind die assoziativen Bedeutungen bei Ausdrücken mit vager bzw. abstrakter denotativer Bedeutung, wie z.B. bei Demokratie, Freiheit, Emanzipation, da sie im Bewusstsein des Individuums eine gewichtigere Position erlangen können als deren möglicher begrifflicher Kern. Geeignete semantische Tests können Hinweise auf die Bedeutung eines Wortes für ein Individuum, auf deren Intensität, den semantischen Radius und die Dichte des sie umgebenden Wortnetzes geben. Ein gut geeignetes Verfahren zur Messung der a.B. ist das semantische Differential.

Möglicherweise lassen sich schichtenspezifische/sozialisationsbedingte Unterschiede im Bereich der a.B. eher aufzeigen als in der Syntax (vgl. dazu Neuland 1975).

Assoziation, Gefühlswert, Konnotation (4), Nebensinn, semantisches Differential

Lit.: Blanke, G.H., Einführung in die semantische Analyse. 1973. Deese, J., The Structure of Association in Language and Thought. 1965. Grimm, H./Wintermantel, M., Zur Entwicklung von Bedeutungen. 1975. Hörmann, H., Psychologie der Sprache. 1970, 141-184. Kielhöfer, B., Strukturen der assoziativen Bedeutung. In: Kotschi, Th. (Hrsg.), Beiträge zur Linguistik des Französischen. 1981, 50-79. Neuland, E., Sprachbarieren oder Klassensprache? 1975. Rommetveit, R., Words, Meanings, and Messages. Theory and Experiments in Psycholinguistics. 1968. Marx, W., Statistische Information und assoziative Bedeutung verschiedener Wortarten. In: Zeitschrift für Experimentelle and Angewandte Psychologie 25.1978, 431-440L/AB

Letzte Änderung: 17.01.2024 - Ansprechpartner: Webmaster