Germanische Lautverschiebung

22.12.2015 -  

[engl. Grimm’s Law, frz. première mutation consonantique, loi de Grimm, russ. закон Гримма, первое (общегерманское) передвижение согласных]

 

Auch: Erste Lautverschiebung. Das System der uridg. Okklusive ist auf dem Weg zu den verschiedenen Einzelsprach(grupp)en auf je eigene Weise modifiziert worden. Während etwa das Altgriech. die Okklusive weitgehend bewahrt (allerdings: bh, dh, gh > φ, ϑ, χ) und die Satem-Sprachen die palatale Okklusiv-Reihe sibilieren, wird im Germ. das gesamte Okklusiv-System durch Austausch artikulatorischer Merkmale einer Umstrukturierung unterzogen (daher die Bezeichnung „Germ. Lautverschiebung“).

Für das Prä-Germanische vor Beginn der Lautverschiebung ist von einer Dreier-Gruppierung der idg. Okklusiv-Phoneme in (1) stimmlose, (2) stimmhafte, (3) stimmhaft-behauchte Phoneme auszugehen. Diese sind: (1) p, t, k, ku, (2) b, d, g, gu, (3) bh, dh, gh, guh. In der traditionellen Terminologie der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft: (1) Tenues, (2) Mediae, (3) Mediae aspiratae. Eine im Uridg. vermutlich vorhandene (z.B. für das vedische Altind. bezeugte) vierte Gruppe, die der Tenues aspiratae, kann mit Blick auf das Germ. außer Betracht bleiben. Jede der drei Gruppen enthält somit je ein bilabiales, dentales, velares und labio-velares Phonem. (Labio-velare Laute werden durch Kontakt von Hinterzunge und Gaumen bei gleichzeitiger Lippenrundung gebildet.) Im einzelnen entwickeln sich die oben aufgeführten idg. Okklusive auf dem Weg zum Germ. wie folgt:

Regel germ. Beleg aus einer nicht germ. idg. Sprache Beleg aus einer Sprache

idg. *p > germ. f
idg. *t > germ. þ
idg. *k > germ.

Letzte Änderung: 14.02.2019 - Ansprechpartner: Webmaster