Ikon

22.12.2015 -  

[engl. icon, frz. icon, russ. иконический знак] (griech. εικών ‘Bild, Abbild’)

Auch: ikonisches Zeichen. Seit Ch.S. Peirce in der Semiotik übliche Bezeichnung für Zeichen, deren Zeichengestalt im Ggs. zum auf Konvention beruhenden und somit arbiträren Symbol (1) und zum durch erfahrungsmäßige Verbindung erzeugten Index (1) Eigenschaften des durch sie Bezeichneten aufweisen und diesem insofern ausdrucksseitig analog oder ähnlich sind, z.B. Zeichnungen, Graphiken, Piktogramme, Skulpturen u.ä. (soweit sie abbildend sind) sowie Bilderschriften ( ikonographische Schrift). In prototypischer Weise ikonisch sind Fotographien, auf denen die (ins Zweidimensionale projizierten) Eigenschaften des abgebildeten Gegenstandes den dreidimensionalen Eigenschaften des der Abbildung zugrunde liegenden Originals korrespondieren. Insofern ein I. in der Regel nur in einigen Hinsichten mit seinem Denotat übereinstimmt, ist „Ikonität“ für Ch. W. Morris „eine Frage des Verwandtschaftsgrades“ (1973, 293) bzw. des „Ausmaßes“ (ebd., 304). Unter Hinweis auf reine Vorstellungsbilder hat jedoch schon Peirce darauf insistiert, dass das I. unabhängig ist von der materiellen Existenz eines Bezeichneten, das Standbild eines Kentaurs demnach ebenso als I. aufzufassen ist wie etwa das Goethe- und Schiller-Denkmal vor dem Weimarer Nationaltheater. Weil selbst das vergleichende Sehen noch der Festlegung der Ähnlichkeits- und Analogie-Hinsichten und damit der Vermittlung durch kulturelle „Transformationen“ bedarf, ist nach U. Eco (1977, 1987) auch das I. letztlich konventionsbestimmt. Symbole i.e.S. (d.h. Sinnbilder, Symbol (2)) sind zumeist ikonisch (z.B. das Kreuz als Zeichen des Christentums, der Bundesadler als Staatswappen oder die weiße Taube als Zeichen des Friedens).

Lit.: Burkhardt, A., Semiotik II. Philosophisch-linguistisch. In: Krause, G./Müller, G. (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie. Bd. 31. 2000, 116-134. Eco, U., Einführung in die Semiotik. 1972. Eco, U., Zeichen. 21981. Eco, U., Semiotik. 1987. Keller, R., Zeichentheorie. 1995. Morris, Ch.W., Signs, Language and Behavior. 1946. dt. Zeichen, Sprache und Verhalten. 1981. Nöth, W., Handbuch der Semiotik. 22000. Peirce, Ch.S., Collected Papers. 1931-1958. Peirce, Ch. S, Phänomen und Logik der Zeichen. 1983. Peirce, C.S., Semiotische Schriften. Bd. I-III. 2000. Sebeok, Thomas A., Theorie und Geschichte der Semiotik. 1979. AB

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