Index

30.05.2018 -  

Pl. Indices/Indizes [engl. index, label, frz. indice, russ. индексальныйзнак/знак-признак] (lat. index ‘Anzeiger’)

1. Auch: indexalisches Zeichen. Seit Ch.S. Peirce, der hier bewusst auf einen schon in der Antike vorhandenen Begriff zurückgreifen konnte (vgl. vox est index mentis; z.B. Quintilian XI, 3, 62), in der Semiotik übliche Bezeichnung für Zeichen, die im Ggs. zum rein auf Konvention beruhenden und somit arbiträren Symbol (1) und zum durch die Wahrnehmung von Ähnlichkeits- oder Analogiebeziehungen erzeugten Ikon als Anzeichen materiell, sachlich oder kausal mit dem durch sie indizierten Gegenstand oder Ereignis bzw. den durch sie indizierten Gegenstands- oder Ereignisklassen verbunden sind. In diesem Sinne ist Rauch ein I. für Feuer, ein Fingerabdruck auf der Mordwaffe ein I. für den Täter, ein deutender Zeigefinger ein I. für das durch ihn Gezeigte, Dialekt oder Soziolektgebrauch ein I. für regionale oder soziale Herkunft und ein Hufabdruck im Schnee oder ein Schweifhaar im Gesträuch ein I. für das Pferd Brunellus (vgl. Eco 1987, 32-36). Indizes sind demnach durch Kontiguität zu dem Bezeichneten definiert, das sie konnotieren ( Konnotation [3]). Peirce, der den I. als ein „reaktionshaftes Zeichen, welches dies kraft einer realen Verbindung mit einem Objekt ist“ (5.75), definierte, hat darauf hingewiesen, dass dieser eben aufgrund der Verbindung mit einem Objekt „notwendigerweise Eigenschaften mit dem Objekt gemeinsam“ habe und daher „eine Art Ikon“ involviere (2.248). Diese und andere Verwirrungen hat Eco (1987) zum Anlass genommen, die Typologie der Zeichen durch eine Typologie ihrer Erzeugungsmodi zu ersetzen.

2. In der Valenzgrammatik bei L. Tesnière (1980, 119ff., 281ff.) eine Gruppe von formalen Markierungsmitteln (neben dem Translativ und dem Junktiv), deren Mitglieder ein Satzelement kategoriell kennzeichnen, ohne sie wie die Translative von einer syntaktischen Kategorie (Tesnière selbst spricht hier von „Wortart“) in eine andere zu überführen. Der Artikel kann beide Funktionen übernehmen: In das Gute ist der Artikel Translativ, weil er die Überführung des Adjektivs gut in die Kategorie Substantiv markiert, in das Pferd jedoch nur I., weil er hier nur der syntaktischen Markierung als Substantiv dient. Tesnière betrachtet darüber hinaus in Verbindung mit dem Verb auftretende Personalpronomina ( Personalpronomen) als „persönliche Indizes“, weil ihre alleinige Aufgabe darin besteht, „die Person des Verbs anzuzeigen“ (ebd., 282).

3. Auch: Referenzindex (engl. label). V.a. in der Grammatik ( Generative Grammatik) die dem Bezugswort rechts angefügten tiefgestellten Ziffern, durch die die Referenzidentität bzw. -nichtidentität von Satzelementen gekennzeichnet wird wie z.B. in Karl1 verletzt sich1 vs. Kar11 verletzt ihn2.

4. In der Valenzgrammatik auch tiefgestelltes rechts angehängtes Kasuskürzel (bzw. Nennung in Verbindung mit dem Verb, Adjektiv oder Substantiv möglicher Konjunktionen und Präpositionen) und Ziffer zur Durchnummerierung von Ergänzungen ( Ergänzung) oder zur Angabe der quantitativen Valenz.

5. (Alphabetisches) Register, Verzeichnis, in dem die in einem Buch (bzw. Text) vorkommenden Personennamen ( Personenname), Fachwörter oder die behandelten Wörter aufgelistet sind.

6. In der Lexikographie eine dem Lemma vorn hinzugefügte hochgestellte Ziffer, die der Unterscheidung von Homographen ( Homograph) dient (1Kiefer, der; 2Kiefer, die).

Lit. Burkhardt, A., Semiotik II. Philosophisch-linguistisch. In: Krause, G./Müller, G. (Hrsg.), Theologische Realenzyklopädie. Bd. 31. 2000, 116-134.Busch, A./Stenschke, O., Germanistische Linguistik. Eine Einführung. 2014. Eco, U., Einführung in die Semiotik. 1972. Ders, Der Name der Rose. 121987. Ders., Zeichen. Einführung in einen Begriff und seine Geschichte. 162000. Ders., Semiotik. 1987. Peirce, C.S., Collected Papers. 1931-1958. Ders., Phänomen, Logik und Zeichen. 1983. Ders., Semiotische Schriften. Bd. I-III. 2000. Quintilianus, M.F., Ausbildung des Redners. Zweiter Teil, Buch VII-XII. 1975. Tarvainen, K., Einführung in die Dependenzgrammatik. 22000. Tesnière, L., Éléments de syntaxe structurale. 1959. Dt. Grundzüge der strukturalen Syntax. 1980. AB 

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