Inhaltsanalyse
[engl.content analysis, frz. analyse de contenu, russ. анализ содержания]
Von H.D. Lasswell (1938) entwickelte und zumeist von Psychologen bzw. in der empirischen Sozialforschung verwendete Methode zur quantitativen semantischen Analyse von Texten aller Art, insbesondere jedoch derjenigen in den Massenmedien; von Berelson (1952, 18) daher definiert als „a research technique for the objective, systematic and quantitative description of the manifest content of communication“. Ziel ist es demzufolge, zu objektiven (von subjektiven Bewertungen unbeeinflussten) Aussagen über Textinhalte zu kommen, d.h. Texte mit Hilfe eines validierten Kategorien- oder Merkmalsrasters (Schlüssel- und Wertwörter, Stilcharakteristika, typische Attribuierungen usw.) statistisch auswertbar zu machen und um es mit zwei in der I. gern verwendeten Unterscheidungen aus Freuds Traumdeutung auszudrücken aus dem „manifesten Inhalt“ Rückschlüsse auf (ideologische) Absichten und Motive ihrer Verfasser, d.h. den „latenten Inhalt“, zu ziehen. Die I. wurde zunächst v.a. bei der wissenschaftlichen Auswertung politischer (nationalsozialistischer und kommunistischer) Propagandasprache verwendet. Innerhalb der I. ist unter methodischen Gesichtspunkten zwischen (rein statistisch-deskriptiven) Frequenzanalysen, auf das Ermitteln von Bewertungen gerichteten Valenzanalysen und auf solche Werturteile bezogenen Intensitätsanalysen zu unterscheiden. Inzwischen wird die I. in der Regel computergestützt durchgeführt. Unter dem Eindruck neuer Forschungsparadigmen wurde in jüngerer Zeit gegen die I. v.a. eingewendet, dass sie die gesellschaftlichen und situativen Produktions- und Rezeptionsbedingungen sowie die Handlungsstruktur von Texten vernachlässige. Sie sollte daher von qualitativen Verfahren der I. ( Qualitative Inhaltsanalyse) und Diskursanalysen ( Diskursanalyse) flankiert sein.
Semantik, Politolinguistik, Schlagwort, Schlagwortforschung
Lit.: Berelson, B., Content Analysis in Communication Research. 1952. Fengler, J./Schmidt, H.D., Versuch der Inhaltsanalyse einer Bundestagsdebatte. In: Psychologische Rundschau 8.1967, 185-200. Früh, W., Inhaltsanalyse: Theorie und Praxis. 6., überarb. Aufl. 2007. Lasswell, H.D., A provisional classification of symbol data. In: Psychiatry 1.1938, 197-204. Ders./Leites, N. et al., Language of Politics. 21965. Merten, K., Inhaltsanalyse. Einführung in Theorie, Methode und Praxis. 2., verb. Aufl. 1995. Rössler, P., Inhaltsanalyse. 2005. Sola Pool, I. de, (ed.), Trends in Content Analysis. 1959. Tillmann, H.G., Die sogenannte Inhaltsanalyse und der sprachliche Kommunikationsprozeß. In: Schweisthal, K.G. (Hrsg.), Grammatik Kybernetik Kommunikation. 1971, 179-190. Wersig, G., Inhaltsanalyse. Einführung in ihre Systematik und Literatur. 1968. AB