Rufname

Personennamentyp in der → Onomastik.

  1. In Bezug auf die historische Einnamigkeit im deutschen Sprachraum als Bezeichnung des Namens, der der Identifizierung einer Person dient. Zu den häufigsten Rufnamen des Mittelalters zählen der aus der Bibel übernommene hebräische R. Johannes (einschließlich seiner Kurzformen Johann und Hans) und dergermanische R. Mechthild mit seiner Kurzform Metze/Mette, wobei es z. B. durch die Heiligenverehrung und die damit verbundenen Nachbenennungen regionale Unterschiede gab (vgl. Kunze 1998, 43). (Zur Bildungsweise und Entwicklung der Rufnamen → Vorname.) Seit dem Spätmittelalter wurden den Rufnamen Beinamen (→ Familienname) hinzugefügt. In Untersuchungen zu der seit dieser Zeit im Deutschen üblichen Mehrnamigkeit wird R. gewöhnlich durch den Terminus → Vorname ersetzt. Der → Gesamtname einer Person setzt sich gegenwärtig im deutschen Sprachraum in der Regel aus einem oder mehreren Vornamen und dem Familiennamen zusammen, wobei der Familienname aus dem eigenen Geburtsnamen und dem Geburtsnamen der Ehepartnerin/des Ehepartners bzw. nur aus einem von beiden bestehen kann.
  2. Heute auch als Bezeichnung des bevorzugten Vornamens: Wenn eine Person mehrere Vornamen trägt, wird in der mündlichen und nichtamtlichen schriftlichen Kommunikation oft nur einer davon tatsächlich verwendet. „R.bezeichnet hier, genau wie in den anderen deutschsprachigen Staaten, denjenigen von mehreren Vornamen, den der Namensträger als seinen wichtigsten Vornamen betrachtet, mit dem er der Öffentlichkeit gegenüber tritt, unter dem er bekannt ist und mit dem er angeredet wird.“ (Seibicke 1993, 134.)
  3. Umgangssprachlich (→ Umgangssprache) auch für die tatsächlich gebrauchte Variante der amtlich eingetragenen Namensform, z. B. die Kurzform Micha statt Michael, Rosi statt Rosemarie. (Vgl. ebd.)

Lit.:Eichler, E./Hilty, G./Löffler, H./Steger, H./Zgusta, L. (Hrsg.), Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik. 2 Bde. u. Registerband 1995-96. Kohlheim, R./Kohlheim V., Personennamen. In: Brendler, A./Brendler, A. (Hrsg.), Namenarten und ihre Erforschung. Ein Lehrbuch für das Studium der Onomastik. 2004, 671-704. Seibicke, W., Die Personennamen im Deutschen. 1982. Ders., Die Personennamen im gegenwärtigen Deutsch: Probleme der anthroponymischen Terminologie. In: Debus, F./Seibicke, W. (Hrsg.), Reader zur Namenkunde. Bd. 2: Anthroponyme. 1993, 129-142. Kunze, K., dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. 1998. SL

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