Allophon

Realisierungsvariante eines Phonems (→ Phonem), die insbesondere durch individuelle oder regional bedingte unterschiedliche → Artikulation entsteht. Im Deutschen sind dies vorwiegend regional bedingte Varianten, z.B. das „Zungenspitzen-r” (alveolares [r]) und das „Zäpfchen-r” (uvulares [R]). Diese Allophone werden auch als freie bzw. fakultative Varianten bezeichnet und sind von den kombinatorischen bzw. stellungsbedingten zu unterscheiden. Ein Beispiel für ein kombinatorisches A. ist die unterschiedliche lautliche Realisierung des /g/ in ugs. Magdeburg: nach tiefem Vokal [ɐ] als [x] und nach Liquid [ʁ] als [ç]: [mɐχdəbɔʁç].

Allophone können als verschiedene Phone (→ Phon) aufgefasst werden, die ein Phonem realisieren. Sie besitzen keine grammatische oder phonemische Funktion, können diese jedoch im Laufe der Sprachentwicklung übernehmen. So wird bspw. davon ausgegangen, dass → Ablaut, → Umlaut und → Brechung anfangs als Allophone auftraten und erst später grammatikalisiert und durch Analogiebildungen systematisch ausgebaut wurden.

Lit.: Altmann, H./Ziegenhain, U., Phonetik, Phonologie und Graphemik fürs Examen. 2002. Becker, Th., Einführung in die Phonetik und Phonologie des Deutschen. 2012. Hakkarainen, H.J., Phonetik des Deutschen. 1995. Hall, T. A., Phonologie. Eine Einführung. 2000. Kohler, K.J., Einführung in die Phonetik des Deutschen. 2., neubearb. Aufl., 1995. Ramers, K.-H./Vater, H., Einführung in die Phonologie. 1991. Wiese, R., Phonetik und Phonologie. 2011. UF

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