„Dies, das, Ananas“

Ein aufregendes und einzigartiges Studien-Projekt ist am 12. Juni 2025 im Schauspielhaus Magdeburg zu einem ganz besonderen Abschluss gekommen. Mit der Frage „Was beschäftigt Menschen in Magdeburg?“ sind Master-Studierende aus den Studiengängen Lehramt und Mediengermanistik im Sommer und Herbst 2024 in der Stadt unterwegs gewesen, um Interviews mit Magdeburger:innen zu führen. Denn so sehr der öffentliche Diskurs von den immer wieder gleichen Themen gerade „verstopft“ wird, so wenig bekommen jene Themen eine Bühne, die die Menschen im Alltag, im Leben, außerhalb des medialen Kampfes um Deutungshoheit beschäftigen.
Das durch die Interviews entstandene Textmaterial wurde unter der Leitung von Dramaturgin Katrin Enders (Theater Magdeburg) und mit der Unterstützung von Prof. Kersten Roth und Kathrin Hamann (Germanistische Linguistik, OvGU) von den Studierenden zu Texten geformt. Diese wurden am 12. Juni von Mitgliedern des Schauspielensembles vor dem ausverkauften Casino des Schauspielhauses zum Leben erweckt.

Der Abend begann mit einer kurzen Gesprächsrunde, in der die Studierenden ihre Eindrücke aus dem Projekt mit dem Publikum teilten. Dann wurde die Bühne für die Schauspieler:innen geräumt. Zwei „Stimmengewitter“ rahmten den Vortrag – Kollagen von Aussagen aus jenen Interviews, die spontan mit Passant:innen auf der Straße entstanden waren. Dazwischen wurden fünf „Typen-Monologe“ performt – das Ergebnis der Textarbeit mit jenen Interviews, die mit eigens ausgewählten Personen geführt worden waren. Die Stimmung auf der Bühne wechselte rasant – von unterhaltsam zu melancholisch, von wütend zu dankbar, von verächtlich und distanziert über sorgenvoll bis hin zu anrührend und verletzlich. Für die Studierenden und diejenige, die das Projekt begleitet hatten, ein ganz besonderer Moment, als die Schauspieler:innen den Texten, an denen im Projekt monatelang gearbeitet worden war, durch ihre Performance eine völlig neue Dimension verliehen.

Zum Abschluss des Abends fanden sich alle Projektteilnehmenden auf der Bühne ein, um mit dem Publikum und dem Schauspielensemble über das eben Erlebte ins Gespräch zu gehen. Es blieb weiter abwechslungsreich: Die Debatte erstreckte sich vom Interesse an Projekthintergrund und Methodik über kritische Fragen zur Sichtbarkeit von migrantischen Stimmen bis hin zu Reflexionen der gesellschaftlichen und politischen Lage. Und immer wieder die Aufforderung: „Das kann an dieser Stelle nicht aufhören, das muss irgendwie weitergehen!“

Ob es das tun wird? Wer weiß. Der Erfolg des Abends lässt sich jedenfalls sehr treffend mit dieser Aussage aus dem Publikum zusammenfassen: „Genau das hat Magdeburg gebraucht.“ 

Letzte Änderung: 04.07.2025 -
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