Amalgamierung

  1. Auch: → Kontamination, → Wortkreuzung. In der → Morphologie die Verschmelzung zweier Wörter zu einem neuen mit aus beiden übernommener Gesamtdeutung: Brunch aus breakfast + lunch, Kurlaub aus Kur + Urlaub, jein aus ja + nein, → Kofferwort, → Portmanteau-Wort. In vielen Fällen handelt es sich um Gelegenheitsbildungen (→ Gelegenheitsbildung) wie z.B. famillionär in H. Heines „Reisebildern“.
  2. Prozess der schrittweisen wechselseitigen Disambiguierung von → Konstituenten, aus dem sich die semantische Gesamtinterpretation des Satzes ergibt. In der Interpretativen Semantik (Interpretative Semantik) der unter Beachtung der → Selektionsrestriktionen durch schrittweise wechselseitige semantische Anpassung (→ Monosemierung oder Tilgung semantischer Merkmale, → Sem) erzeugte Prozess des Zusammenwachsens der Konstituenten des Satzes zur Satzbedeutung (aufgrund von → Projektionsregeln). Eine solche Konzeption setzt die Vorstellung voraus, dass der Satz das Produkt oder die Funktion der Bedeutungen seiner lexikalischen bzw. grammatischen Konstituenten sei.

Lit.: Harm, V., Einführung in die Lexikologie. 2015. Katz, J.J./Fodor, J.A., The structure of a semantic theory. In: Lg 39.1963; dt. in: Steger, H. (Hrsg.), Vorschläge für eine strukturale Grammatik des Deutschen. 1970. Müller, H.-G., Adleraug und Luchsenohr: deutsche Zwillingsformeln und ihr Gebrauch. 2009. AB

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