Ähnlichkeit

  1. Bedeutungsähnlichkeit, Synonymie, → Similarität. Schon N. Kruszewski (1884/87) hat zwischen „Ähnlichkeits-„ und „Angrenzungsassoziationen“ unterschieden und darauf hingewiesen, dass „jedes Wort [...] mit andern Wörtern durch Bande der Ähnlichkeitsassociation verbunden“ ist, und zwar in phonologischer und morphologischer, aber auch in semantischer ("semasiologischer" Semasiologie) Hinsicht: „bestimmte Wörter sind mit andern verbunden, entweder insofern sie den letzten als Wörter ähneln, oder insofern wir die Gewohnheit haben, sie neben diesen Wörtern zu gebrauchen“. In R. Jakobsons (1956, 75ff.) terminologischer Differenzierung zwischen der paradigmatischen ( Paradigma, paradigmatische Beziehungen) „Similaritäts-“ ( Similarität) und der syntagmatischen (→ Syntagma, syntagmatische Beziehungen) „Kontiguitäts“-Relation ( Kontiguität) kehren Kruszewskis Begriffe wieder und münden in eine Unterscheidung der „similarity disorder“ (Wortfindungsstörung, die zu extrem kontextabhängigem Sprechen führt) bzw. „contiguity disorder“ (→ Agrammatismus) als grundlegender Typen aphasischer Sprachstörungen ( Aphasie) ein.
  2. Bei L. Wittgenstein unter dem Terminus „Familienä.“ (2003) zur Erklärung der faktischen Vielfalt der im Kern (d.h. in den wichtigsten semantischen Merkmalen, Sem) nicht immer übereinstimmenden Bezeichnungsmöglichkeiten eines Wortes ( Stereotypensemantik).
  3. Bei St. Ullmann zur Erklärung der Bedeutungsveränderungen im Bereich der „Sinn-„ und „Namenassoziationen“ i.S. von ‘Analogie’: Aus der Ä. „zwischen dem Hals eines Menschen, dem engen Oberteil einer Flasche, einer Straßenverengung und einem durch bestimmte Hindernisse bewirkten Engpass im reibungslosen Verwaltungs- bzw. Geschäftsablauf“ entsteht engl. bottleneck (wörtl. ‘Flaschenhals’); aufgrund von Formä. wird aengl. sam-blind ‘halbblind’ via Volksetymologie zu sand-blind umgedeutet.
  4. In der Theorie der Metapher zur Bezeichnung der zugrundeliegenden Analogie-Relation zwischen den Denotaten des metaphorischen und des metaphorisierten Ausdrucks („tertium comparationis“).

Lit.: Jakobson, R., Two aspects of language and two types of aphasic disturbances. In: Jakobson, R./Halle, M., Fundamentals of Language. 1956, 69-96. Dt. Zwei Seiten der Sprache und zwei Typen aphasischer Störungen. In: Jakobson, R., Grundlagen der Sprache. 1960. Kruszewski, N., Prinzipien der Sprachentwickelung. In: Internationale Zs. für Allgemeine Sprachwissenschaft, 1. Bd., 1884, 295-307, 2. Bd., 1885, 258-268, 3. Bd., 145-187. Lakoff, G./Johnson, M., Metaphors We Live By. 2003 (zuerst: 1980). Dt.. Leben in Metaphern. 82014. Ullmann, St., The Principles of Semantics. A Linguistic Approach to Meaning, 1951. Dt. Grundzüge der Semantik. 21972. Wittgenstein, L., Philosophische Untersuchungen. 2003 (zuerst: 1953), § 66f. AB

Letzte Änderung: 01.10.2024 -
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