Anaphorische Insel
Von P.M. Postal (1969) eingeführter Terminus für einen Ausdruck, dessen implizite Bedeutungselemente nicht durch anaphorische Ausdrücke wieder aufgenommen werden können. Die z.B. im Ausdruck Erbschaft enthaltenen, im Text nicht explizierten semantischen Komponenten ‘Erblasser’, ‘verstorben’, ‘Vermögen’ können nicht durch anaphorische Ausdrücke referenzidentisch wieder aufgenommen werden, etwa in der Satzfolge Karl ist durch eine große Erbschaft reich geworden. Bei *ihrer Beerdigung hatte er ... oder: Bei *seinem Ableben waren ... Postals Begriff der A.I. spielt in der heutigen Diskussion praktisch keine Rolle mehr, da textlinguistische Konzepte der → Kontiguität bzw. der textuellen → Kohärenz das Problem auf andere Weise (und schlüssiger) erklären können.
→ anaphorisch,→ Anapher, → Textlinguistik
Lit.: Postal, P.M., Anaphoric Islands. In: Binnick, R.I./Davison, A./Green, G.M. (eds.), Papers from the Fifth Regional Meeting. Chicago Linguistic Society 1969, 205-239. Ders., Some further limitations of interpretative theories of anaphora. In: Linguistic Inquiry 3.1972, 349-372. Schlücker, B., Grammatik im Lexikon. Adjektiv-Nomen-Verbindungen im Deutschen und Niederländischen. 2014, 41ff. Schwarz, M., Indirekte Anaphern in Texten. Studien zur domänengebundenen Referenz und Kohärenz im Deutschen. 2000. JV