Artangabe

Grammatisch nicht vorgeschriebenes, je nach Kommunikationsintention frei hinzufügbares oder weglassbares, d.h. freies Satzglied.

  1. In der Valenzgrammatik eine freie Angabe, die sich auf die Art und Weise (Qualität, Quantität, Intensität usw.) einer Handlung, eines Ereignisses usw. bezieht und mit wie? (wie viel?, wie sehr? usw.) erfragt werden kann. Artangaben werden in zwei Gruppen eingeteilt: die verbbezogene A. und die auf den gesamten Satz bezogene A. Satzbezogene Modalangaben sind z.B. Stellungnahmen des Sprechers zum Sachverhalt: Hoffentlich kommt sie pünktlich an. Des Weiteren lassen sich mit Ausdrücken wie z.B. tatsächlich, zweifellos, wirklich verschiedene Grade der Geltung einer Aussage mitteilen oder ein Sprecher kann mittels Modalangaben Sachverhalte bewerten, z.B.: Erfreulicherweise ist alles gut gegangen ( Modalwort, Satzadverb). Zu den satzbezogenen Artangaben gehören auch Abtönungspartikeln ( Abtönungspartikel), die meist eine emotionale Beteiligung des Sprechers anzeigen: Lass dich bloß nicht unterkriegen. Verbbezogene Artangaben sind meistens adverbiale Adjektive (Adjektiv) oder Adjektivgruppen: Die Radfahrer fuhren schnell vorbei. Tarvainen (2000, 91f.) unterscheidet drei Typen: die „Angabe der Art und Weise“ (Sie singt schön), die „Instrumentalangabe“ (Er fährt mit dem Auto nach Köln) und die „Modalangabe des fehlenden oder begleitenden Umstands“ (Er sprach ohne Manuskript).
  2. In der eher traditionellen Grammatik die Angabe einer gemessenen Substanz bzw. Menge im Rahmen einer „Apposition mit Maßangabe“ (Eisenberg 2013, 260ff.): zwei Pfund Birnen, ein Kasten Bier),wobei die Maßangabe eine Anzahl oder Erscheinungsform nennt. Über das grammatische Verhältnis von Inhalt und Form gibt es unterschiedliche Auffassungen (Grundzüge 1981, 308f.; Helbig/Buscha 2013; Erben 1980, 152), wobei sich tendenziell die Ansicht durchzusetzen scheint, dass die A. als eine von der Maßeinheit abhängige Größe anzusehen ist. Historisch geht diese Form der A. auf einen Genitivus partitivus zurück: eine Flasche Weins. Im Laufe der Zeit hat sich ein Übergang vom Partitivus zur endungslosen Form des Nominativs (Nominativ) vollzogen (vgl. Eisenberg 2013, 260ff.), so dass die umgedeuteten Genitive zur Grundlage der Artangaben (vgl. Paul 1995, 294ff.) wurden: Die A. steht im gegenwärtigen Deutsch nicht mehr im Genitiv: eine Flasche Weins, sondern generell im Nominativ: eine Flasche Wein. Ist allerdings das Substantiv von einem Artikel oder Adjektiv begleitet, so ist der Genitiv auch heute meist noch markiert: eine Flasche guten Weines. Die mit dem Genitivus partitivus ursprünglich gegebene Abhängigkeit ist im Bewusstsein der Sprachbenutzer weitgehend verlorengegangen. Formulierungen mit Kasusgleichheit – Nominativ: Eine Flasche guter Wein kostet 5 €, Genitiv: Angesichts einer Flasche guten Weines steigt die Stimmung, Dativ: Bei einer Flasche gutem Wein treffen wir uns wieder,Akkusativ: Hans kauft eine Flasche guten Wein – stehen daher im heutigen Deutsch als Varianten nebeneinander.

Lit.: Duden. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 92016. Eisenberg, P., Grundriß der deutschen Grammatik. Der Satz. 2013. Erben, J., Deutsche Grammatik. Ein Abriß. 1980. Grundzüge einer deutschen Grammatik. Von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Heidolph, K.-E./Flämig, W./Motsch, W. 1981. Helbig,G./Buscha, J., Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. 2013. Paul, H., Prinzipien der Sprachgeschichte. 101995. Tarvainen, K., Einführung in die Dependenzgrammatik. 22000. KP

Letzte Änderung: 01.10.2024 - Ansprechpartner: Webmaster