Cluster
- → Häufung, ungeordnete Menge semantischer Merkmale im Ggs. zur geordneten Menge oder → Konfiguration bei U. Weinreich (1970), d.h. (a, b) = (b, a) im Ggs. zu (a → b) (b → a). Die Bedeutung von ‘Tochter’ kann zerlegt werden in [+ weiblich] [+ Nachkomme] (= Häufung).
- In der analytischen → Sprachphilosophie Sinnkomponente eines Eigennamens (→ Sinn), d.h. Merkmal des Namensträgers als Referenten (→ Referent), das als → definite Kennzeichnung ausgedrückt werden kann. Nach der Eigennamentheorie L. Wittgensteins und J.R. Searles, die deswegen auch als „cluster-of-descriptions“-Theorie bezeichnet wird, ist die → Bedeutung (1) eines Eigennamens weder der Namensträger noch eine einzelne definite Kennzeichnung, sondern ein C. oder Bündel konventionalisierter Merkmale des Referenten, die nicht unbedingt alle auf ihn zutreffen müssen, um ihn als Träger des betreffenden Namens zu identifizieren. Auch wenn sich herausstellen sollte, dass Moses die Isrealiten nicht aus Ägypten geführt hat, wären wir doch weiterhin bereit, eine bestimmte Person als Moses zu akzeptieren, wenn die übrigen Merkmale aus dem C. derjenigen, die üblicherweise mit dem Namen Moses verbunden werden, auf sie zutreffen.
- In der → Sprachpsychologie Clusterbildung (clustering) bei Assoziationen. Im Assoziationsexperiment erscheinen Einfälle nicht in zufälliger Reihenfolge, sondern relativ geordnet, d.h. dass das von Versuchspersonen Erinnerte geordneter ist als das Dargebotene. Als physiologische Grundlage werden leicht zusammenschaltbare Funktionseinheiten angenommen (→ chunk, → Wortassoziationen).
→ Eigenname, → semantisches Merkmal
Lit.: Burkhardt, A., Nomen est omen? Der Eigenname und seine Bedeutung(en) aus philosophischer und linguistischer Sicht. In: Muttersprache 122.2012, 215-232. Hörmann, H., Psychologie der Sprache. 21977. Searle, J.R., Speech Acts. 1969, 157ff. dt.: Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. 1983. Weinreich, U., Erkundungen zur Theorie der Semantik. 1970. Wittgenstein, L., Philosophische Untersuchungen. 2003 (zuerst: 1953), § 37ff., 79. Wolf, U., Eigennamen. Dokumentation einer Kontroverse. 1993. L/AB