Darstellungsfunktion der Sprache
Auch: repräsentative Funktion der Sprache, → Symbolfunktion, die repräsentative, denotative (→ Denotation) bzw. deskriptive Beziehung des Zeichens zu den Dingen und Sachverhalten. Nach Bühler (1934) eine der drei Grundfunktionen des sprachlichen Zeichens (als „konkretes Sprechergebnis“). In seinem Organonmodell (→ Bühler’sches Organonmodell,) ist das Zeichen aufgrund von Konvention (auch) → Symbol, und zwar „kraft seiner Zuordnung zu Gegenständen und Sachverhalten“ (1934, 28). R. Jakobson (zuerst 1960) verengt die D.d.S., indem er von der „referentiellen“ Funktion (vgl. 1979, 88f.) spricht (→ Referenz). Schon vor Bühler und Jakobson unterschied E. Cassirer (1927) „drei verschiedene Dimensionen der symbolischen Formung“ (ebd., 301), die zugleich drei unterschiedliche geschichtliche Ausformungen des Zeichens sind, und bestimmte die Darstellungsfunktion (neben der „Ausdrucks- und der „Bedeutungsfunktion“) als eine davon (vgl. ebd., 303ff.). Für ihn war die Sprache historisch-ursprünglich konventionalisiertes intersubjektives Ausdrucksmittel; vom „Ausdruckssinn“ entwickle sich die Sprache dann „zum reinen Darstellungssinn“ (ebd., 305) fort, bevor die Darstellungsfunktion schließlich immer mehr verblasse und die Sprache in ihrer bisher letzten Epoche „aus dem Bereich der Anschauung und Darstellung ins Gebiet der reinen [abstrakten] Bedeutung“ übertrete, wie man sie etwa in mathematischen logischen Symbolsystemen findet.
→ Appellfunktion der Sprache, → Ausdrucksfunktion der Sprache, → Darstellung, → repräsentative Sprachfunktion, → Repräsentation
Lit.: Bühler, K., Die Axiomatik der Sprachwissenschaften. 21976. Bühler, K., Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. 1934. Cassirer, E., Das Symbolproblem und seine Stellung im System der Philosophie. In: Zeitschrift für Aesthetik und allgemeine Kunstwissenschaft 21.1927, 295-312. Eschbach, A., Bühler-Studien. 2 Bde. 1984. Jakobson, R., Linguistik und Poetik. In: Holenstein, E./Schelbert, T. (Hrsg.), Roman Jakobson Poetik. Ausgewählte Aufsätze 1921-1971. 1979, 83-121. Liedtke, F., Ausdrücken und Bedeuten. Anton Martys Sprachphilosophie im Lichte der Kritik Karl Bühlers. In: Cesalli, L./Friedrich, J. (Hrsg.), Anton Marty & Karl Bühler. Between Mind and Language. Zwischen Sprache und Denken. 2014, 43-58. Rolf, E., Sprachtheorien: Von Saussure bis Millikan. 2008. JV/AB