Ergativsprachen

11.01.2018 -  

[engl. ergative languages, frz. langues ergatives, russ. эргативные языки]

Sprachtypologische Bezeichnung für Sprachen, in denen der Vorgangsträger bzw. → Patiens transitiver Verben (O) die gleiche grammatische Markierung hat wie das Subjekt intransitiver Verben (S): den Kasus → Absolutiv (lat. absōlutīvus „in sich abgeschlossen, vollständig, unabhängig“). Das → Agens transitiver Verben (A) hat dagegen den Kasus → Ergativ (griech. ergatēs „der Handelnde“).

In morphologisch (oberflächlich) ergativen Sprachen werden A und S, also morphologisch unterschiedlich markierte Ausdrücke, syntaktisch zusammengefasst und können als Subjekt interpretiert werden. Sätze sind von A bzw. S aus perspektiviert, wie in einer → Nominativ-Akkusativ-Sprache. Morphologische E. sind z.B. das Baskische und das Georgische.

In Sprachen mit syntaktischer (tiefer) Ergativität treten S und O (Absolutiv) syntaktisch gleich, als Subjekt, auf. Sätze sind vom Vorgangsträger bzw. Patiens aus perspektiviert. Das Agens (A) wird zumeist nur fakultativ realisiert wird und häufig nicht als → Aktant, sondern als → Adjunkt angesehen. Eine syntaktische Ergativsprache ist z.B. das austral. Dyirbal:

Ba-la-n dugumbil-Ø bani-nu.
DEIC-ABS-II woman-ABS come-TNS

„The woman [S] is coming“

Ba-la-n dugumbil-Ø ba-ngu-l yara-ngu bura-n
DEIC-ABS-II woman-ABS
DEIC-ERG-I man-ERG see-TNS

„The man [A] sees the woman [O]“

Ba-ngu-n dugumbi-ru ba-yi yara-Ø bura-n
DEIC-ABS-II woman-ERG DEIC-ABS-I man-ABS see-TNS

„The woman [A] sees the man [O]“.

→ Sprachtypologie, → Aktivsprachen, → Ergativität

Lit.: Dixon, R.M.W., The Dyirbal Language of North Queensland. 1972. Dixon, R.M.W., Ergativity. 1994. Givón, T., Syntax. A functional-typological Introduction Vol. 1. 1984. Manning, C.D., Ergativity. Argument Structure and Grammatical Relations. 1996. Van Valin, R.D./Lapolla, R.J., Syntax. Structure, Meaning and Function 1997.MW

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