Konfix
[engl. confix, frz. confix, russ. конфикс]
Meist fremdsprachliche nicht wort-, aber basisfähige Einheit, die eine lexikalische Bedeutung trägt und ausschließlich gebunden vorkommt (z.B. bio- in Bioladen,-naut- in Astronaut). Wie Affixe (→ Affix) sind Konfixe auf eine bestimmte Position fixiert, wie Stämme tragen sie eine lexikalische Bedeutung. In Verbindung mit einem Wort oder weiteren Konfixen bildet das K. Komposita (z.B. mit Substantiv als Zweitglied: Ökosteuer; mit Substantiv als Erstglied: Filmothek; mit weiterem K.: Thermostat) und mit einem → Suffix Derivate (→ Ableitung): z.B. therm-ik, -isch; elektr-izität, -ifizieren, -isch, -isieren; fanat-ismus, -iker, -isch, -isieren). Mit Präfixen (→ Präfix) können sich Konfixe nicht verbinden. Die Position des Konfixes in Komposita kann festgelegt oder variabel sein:
1. Initiale Konfixe (Präkonfixe), wie aero-, elektr- in Aerobus, Elektroauto
2. Terminale Konfixe (Postkonfixe), wie -drom,-thek in Kosmodrom, Videothek
3. Konfixe, die in beiden Positionen auftreten, wie -therm- in Thermohose, endotherm
Das K. findet seinen Nutzen als Wortbildungsmittel vor allem in der → Fremdwortbildung vgl. Müller 2015). Eine wesentliche Relevanz kommt dabei den Fremdkomponenten bei der Bildung von Markennamen und Warenbenennungen (z.B. -ol zur Bezeichnung von Flüssigkeiten, wie Odol, Lysol, Minol) und bspw. in terminologischen Systemen (z.B. -em in der Linguistik, wie Phon-em, Pragm-em usf.) (vgl. Fleischer/Barz 1992, 68) zu. Jedoch können nach semantischem Kriterium fremdsprachlich gebundene Präelemente wie anti-, inter-, post- und prä- auch den Präfixen zugeordnet werden, weil diese sich weder mit Suffixen noch mit anderen Konfixen verbinden, sondern Wörter als Zweitglied fordern (→ Präfixderivat, z.B. Antithese, international). (Vgl. Duden. Die Grammatik 2009, 658f.; Eisenberg 2006, 244f.) Außerdem existieren im aktuellen Umfeld adjektivische Konfixkomposita mit nativem Zweitglied (bioabbaubarer Kunststoff, ökobewusster Einkauf); die Konfixe öko- und bio- tendieren inzwischen sogar zum freien Gebrauch (z.B. jmd. ist öko, ein Produkt ist bio). (Vgl. Duden. Die Grammatik 2009, 744f.). Von substantivischen und adjektivischen Konfixen in Erst- und Zweitgliedposition wird das → Fugenelement -o- gefordert (z.B. Elektr-o-herd, Physi-o-therapie, bibli-o-phil). Auch die dt. Morpheme Schwieger-, Stief- und zimper- sind als Konfixe zu betrachten. – Der Begriff K. wird zuweilen auch als Oberbegriff für Präfix, Suffix und → Interfix verwendet (vgl. Mugdan 2015, 262).
→ Morphologie, → Wortbildung
Lit.: Duden. Die Grammatik. 8., überarb. Aufl. 2009. Eisenberg, P., Grundriss der deutschen Grammatik. Bd. 1. Das Wort. 4., akt. u. überarb. Aufl. 2013. Fleischer, W./Barz, I., Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 1992. Müller, P.O., Foreign word-formation in German. In: Müller, P.O./Ohnheiser, I./Olsen, S./Rainer, F. (eds.), Word-Formation. An International Handbook of the Languages of Europe. Vol. 3. 2015, 1615-1636. Mugdan, J., Units of word-formation. In: Müller, P.O./Ohnheiser, I./Olsen, S./Rainer, F. (eds.), Word-Formation. An International Handbook of the Languages of Europe. Vol. 1. 2015, 235-301. JW