Notkers Anlautgesetz
Schreibregeln, die durch Notker von St. Gallen (950 – 1022) in seinen durch das Oberdeutsche geprägten Schriften realisiert worden sind und sich auf die schriftliche Wiedergabe stimmhaft bzw. stimmlos gesprochener → Verschlusslaute (p, t, k und b, d, g) bezogen. „Diese Regelung ist abhängig vom Endlaut des vorangegangenen Wortes: p,t,k stehen am Anfang eines Satzes und nach p, t, k, b, d, g, f, h, s, j, die nach Notker im Auslaut stimmlos sind; b, d, g dagegen stehen nur nach den Sonoren, d.h. nach allen Vokalen und nach l, r, m, n. Diese Regel gilt auch für den zweiten Teil eines Kompositums.“ (Schmidt 2013, 243.) Somit konnten im gleichen → Wort bzw. → Morphem stimmhafte und stimmlose Verschlusslaute in Abhängigkeit vom vorausgehenden Laut wechseln: erdcot - fiurgot. Das aus germ. *d entstandene ahd. t war nicht von diesem Wechsel betroffen: des tages - demo tage.
Lit.: Braune, W./Reiffenstein, I.: Althochdeutsche Grammatik I. Laut- und Formenlehre. 152004, S. 105f. Schmidt, W., Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium, verb. und erw. Aufl., fortgeführt von H. Langner, hrsg. von E. Berner und N. R. Wolf. 112013, 243. UF