Paraphrase
[engl. paraphrase, frz. paraphrase, russ. парафраза] (griech. παράφρασις ‘Hinzufügung zu einer Rede’)
Spezielle Art der Bezugnahme auf andere Zeichen und Zeichensysteme. 1. Erklärung oder Erläuterung der Bedeutung eines Zeichens, insbesondere eines ganzen Satzes, durch eine bedeutungsgleiche sprachliche Form oder Formulierung (→ Synonymie) – in derselben (oder einer anderen) Sprache bzw. im selben oder einem anderen Medium –, die salva veritate und salva significatione für das erstere eintreten kann. In der Fremd- und Zweitsprachendidaktik ist die P. ein übliches Verfahren zur Vermittlung lexikalischer Bedeutungen (→ lexikalische Bedeutung). 2. In Studien zur gesprochenen Sprache (→ Gesprächsanalyse) Bezeichnung eines charakteristischen Verfahrens der Verständnissicherung, auch → Reformulierung genannt (vgl. Henne/Rehbock 2001, 290). Dabei kann zwischen „rhetorischen“ und „rekonstruierenden“ Paraphrasen unterschieden werden: Während der Sprecher mit Hilfe der ersteren eine eigene Äußerung reformuliert, handelt es sich beiden letzteren um Versuche, das vom Gesprächspartner Gesagte oder Gemeinte interpretierend neu zu formulieren (vgl. Wenzel 1981 und Wenzel 1984, 84ff., wo auch Subtypen erläutert werden). 3. In der TG (→ generative Transformationsgrammatik) ein elementares Verfahren zur Feststellung der semantischen Identität verschiedener Sätze, die dann eine tiefenstrukturelle Paraphraseklasse bilden; dabei sind syntaktische Paraphrasen (Peter gab Maria das Buch – Das Buch wurde Peter von Maria gegeben), lexikalisch-idiomatische (Vorführdame – Mannequin – Modell – Model) und situativ-pragmatische P.beziehungen (Am Sonntag hat Eintracht wieder ein Heimspiel – Ich möchte mit dir am Sonntag ins Stadion gehen) zu unterscheiden. Eine andere, aber punktuell vergleichbare Form der Umschreibung ist das rhetorische Stilmittel der → Periphrase.
→ Bedeutungserklärung
Lit.: Henne, H., Semantik und Lexikographie. Untersuchungen zur lexikalischen Kodifikation der deutschen Sprache. 1972,116f. Henne, H./Rehbock, H., Einführung in die Gesprächsanalyse. 42001. Klos, V., Komposition und Kompositionalität. Möglichkeiten und Grenzen der semantischen Dekodierung von Substantivkomposita. 2011, 25f. Storjohann, P., Semantische Paraphrasen und Kurzetikettierungen. In: Haß, U. (Hrsg.), Grundfragen der elektronischen Lexikographie. elexiko – das Online-Informationssystem zum deutschen Wortschatz. 2005, 182-203. Ungeheuer, G. Paraphrase und syntaktische Tiefenstruktur. In: Folia Linguistica 3.1969, 178-227. Wahmhoff, S., Die Funktion der Paraphrase in gesprächstherapeutischen Beratungen. In: Deutsche Sprache 2/1981, 97-118. Wenzel, A., Funktionen kommunikativer Paraphrasen. Am Beispiel von Gesprächen zwischen Bürgern und Beamten am Sozialamt. In: Schröder, P./Steger, H. (Hrsg.), Dialogforschung. Jahrbuch1980 des Instituts für deutsche Sprache. 1981, 385-401. Dies., Verstehen und Verständigung in Gesprächen am Sozialamt. 1984. AB