Phraseolexem
[engl. phraseolexeme, frz. phraseolexème, russ. фразеолексема] (gr. phrasis ‘Sprechen’, ‘Ausdruck[sweise]’, lexis ‘Wort’)
Auch: → Wortgruppenlexem, Paralexem, Schematismus, Wortidiom, pro-verbal phrase (engl.), → Phrasem, → Phraseologismus, phraseologische Wortverbindung, (idiomatische) Redewendung, → Idiom (2). Inzwischen weniger gebräuchlicher Terminus (vgl. Burger/Dobrovol’skij/Kühn/Burger 2007, 5) für mehrelementige Lexeme, die durch Idiomatizität, Stabilität und Lexikalisierung gekennzeichnet sind (Bsp.: jemandem platzt der Kragen), indem sie als ganze Wortverbindung eine Bedeutung aufweisen, die sich nicht aus den Bedeutungen ihrer Teile ergibt. Phraseolexeme sind demnach mindestens zwei miteinander verbundene Wörter, die stets gleichzeitig als morphologische, semantische und syntaktische Einheiten auftreten. Das morphologische Merkmal von Phraseolexemen besteht in ihrer Polylexikalität. Sie sind nämlich aus mehreren Wörtern gebildet (Bsp.: sich mit jemandem an einen Tisch setzen). Das grenzt sie von den Wörtern ab. Semantisch gesehen stellen diese mehrelementigen Einheiten jeweils einen einzigen Begriff dar (Bsp.: Runder Tisch). Das unterscheidet sie von anderen Phrasen bzw. von anderen Sätzen. Die syntaktische Funktion von Phraseolexemen ist ähnlich wie bei allen Phrasen. Als syntaktische Eigenheiten passen sie sich auf verschiedene Art und Weise den ko- und kontextuellen Erfordernissen an (Bsp.: ich setze mich mit dir an einen Tisch, er setzte sich mit ihr an einen Tisch, wir werden uns mit Euch an einen Tisch setzen usw.). Im Unterschied zu den anderen Phrasen bzw. Sätzen sind Phraseolexeme stets wiederholte Verbindungen von Wörtern. Die Wörter in diesen Einheiten lassen sich dementsprechend nicht variabel zusammenstellen.
Unter anderem teilen sich Phraseolexeme nach Wortarten in Verbphraseolexeme (Bsp.: sich ins Fäustchen lachen, Hand und Fuß haben, frieren wie ein Schneider u.a.), Nomenphraseolexeme (Schwert des Damokles, Tür und Tor, auf Biegen und Brechen u.a.), Adjektivphraseolexeme (frech wie Oskar, arm wie eine Kirchenmaus, angst und bange u.a.) und Phraseolexeme anderer Wortarten (nie und nimmer, dann und wann, bis zu u.a.). Von den Phraseolexemen, die Phrasen und Phrasenkombinationen bilden, unterscheidet man die Sprichwörter (→ Sprichwort) als Phraseolexeme (Bsp.: Der Klügere gibt nach, Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben).
→ Idiomatik, → Phraseologie
Lit.: Burger, H./Dobrovol’skij, D./Kühn, P. Norrick, N.R., Einführung. In: Burger, H./Dobrovol’skij, D./Kühn, P. Norrick, N.R. (Hrsg.), Phraseologie. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. 1. Halbbd. 2007, 1-19. Donalies, E., Idiom, Phraseologismes oder Phrasem? Zum Oberbegriff eines Bereiches der Germanistik. In: ZGL 22.1994, 334-349. Fleischer, W./Helbig, G./Lerchner, G. (Hrsg.), Kleine Enzyklopӓdie deutsche Sprache. 2001, 114. Fleischer, W., Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. 21997. Heller, D., Idiomatik. In: Althaus, H.P./Henne, H./Wiegand, H.E. (Hrsg.), Lexikon der germanischen Linguistik. 21980, 180-186. Palm Meister, Chr., Phraseologie. Eine Einführung. 1995, 104. Pilz, K.-D., Phraseologie. Versuch einer interdisziplinären Abgrenzung, Begriffsbestimmung und Systematisierung unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Gegenwartssprache. 2 Bde. 1978. VA