Semantem

10.02.2016 -

[engl. semanteme, frz. sémantème, russ. семантема]

Zuerst bei J. Vendryes (1921) der lexikalische Bestandteil eines Wortes (im Ggs. zum → Morphem als Träger der grammatischen Bedeutung).
I.S.v. → Lexem verwendet bei A. Noreen (1923), Vgl. auch Mugdan 2015, 245).
In der semantischen Satzanalyse von H. Glinz (1965) die zur „Nomosphäre“ gehörenden „fertigen Satzinhalte“, die dem Sprachbenutzer als ganze zur Verfügung stehen, so dass „die Einzelinhalte [der Lexeme] nur als mehr oder weniger klar isolierbare und vergleichbare Stellen (und dazu passende Variable) in solchen Gruppen von fertigen Satzinhalten zu betrachten sind.“ Ein verbales S. ist für ihn eine „verallgemeinerte verbale Wortkette, mit Leerstellen für einsetzbare Variable“ (1978, 134). In ähnlicher Weise fasst K. Brinker das „verbale S.“ als den „festen semantischen Wert, den ein Verb zusammen mit bestimmten Satzgliedern bzw. Satzgliedpositionen signalisiert.“ (1972, 188) Am Beispiel von → Phraseologismen und Verben mit obligatorischer Präposition wird deutlich, dass „semantemkonstitutive“ Satzglieder nicht weggelassen werden können, ohne dass eine andere Satzbedeutung oder ein ungrammatischer Satz entsteht.
Zuweilen auch i. S. von → Semem oder → Sem.

Lit.: Brinker, K., Konstituentenstrukturgrammatik und operationale Satzgliedanalyse. 1972. Glinz, H., Grundbegriffe und Methoden inhaltbezogener Text- und Sprachanalyse. 1965. Glinz, H., Textanalyse und Verstehenstheorie II. 1978. Hundsnurscher, F., Syntax. In: Althaus, H.P./Henne, H./Wiegand, H.E. (Hrsg.), Lexikon der germanistischen Linguistik. ²1980, 211-242. Kühn, P., Der Grundwortschatz: Bestimmung Systematisierung. 1979. Mugdan, J., Units of word-formation. In: Müller, P.O./Ohnheiser, I./Olsen, S./Rainer, F. (eds.), Word-Formation. An International Handbook of the Languages of Europe. Vol. 1. 2015, 235-301. Noreen, A., Einführung in die wissenschaftliche Betrachtung der Sprache. 1923. Sitta, H., Semanteme und Relationen. 1971. Vendryes, J., Le langage. ³1950. AB