Adressat
Die Person, an die sich eine sprachliche Äußerung bzw. Handlung richtet, d.h. der → Hörer oder Leser. In der interpersonalen Kommunikation kommt dem Adressaten neben dem Sprecher/Schreiber die zweite grundlegende Teilnehmerrolle zu. Texte, insbesondere auch Gespräche, können einfach oder mehrfach adressiert sein. In Gruppengesprächen oder in der Massenkommunikation ist je nach der Intention der Gesprächspartner zwischen dem Sprecher, dem oder den Angesprochenen als Adressaten und den Zuhörern zu unterscheiden. In Face-to-face-Gesprächen (→ Gespräch, → Gesprächsanalyse) können alle Gesprächspartner außer dem jeweiligen Sprecher als Adressaten gelten. In Mediengesprächen und Talkshows ist darüber hinaus noch zwischen unmittelbar am Gespräch beteiligten Adressaten im Studio und einer Vielzahl von nicht am Gespräch teilnehmenden Adressaten (→ Mehrfachadressierung) zu unterscheiden. So kann ein Moderator die Zuhörer/Zuschauer und das Studiopublikum direkt oder indirekt adressieren, wenn er z.B. auf deren Interessen oder deren Wissen Bezug nimmt. – Im Rahmen seiner die → Sprechakttheorie vorwegnehmenden Theorie der „sozialen Akte“ (→ Sprechakt) hat A. Reinach schon 1913 die heuristisch sinnvolle Unterscheidung zwischen dem „Inhalts-“ und dem „Verbindlichkeitsadressaten“ einer Äußerung/Handlung getroffen: So kann z.B. A dem B versprechen, für C etwas Bestimmtes zu leisten, und ist dann B – nicht C gegenüber – verbindlich (vgl. Reinach 1989, 151; Burkhardt 1986, 20).
Lit.: Burkhardt, A., Soziale Akte, Sprechakte und Textillokutionen. A. Reinachs Rechtsphilosophie und die moderne Linguistik. 1986. Burger, H., Das Gespräch in den Massenmedien. 1991. Kühn, P., Mehrfachadressierung: Untersuchungen zur adressatenspezifischen Polyvalenz sprachlichen Handelns. 1995. Levinson, St.C., Pragmatik. Neu übersetzt von M. Wiese. 32000. Petter-Zimmer, Y., Politische Fernsehdiskussionen und ihre Adressaten. 1990.Reinach, A., Sämtliche Werke. Textkritische Ausgabe in 2 Bänden. Herausgegeben von K. Schuhmann und B. Smith. 1989. KP