Denotat

Auch: Denotatum.

  1. Das durch ein Zeichen bezeichnete reale Objekt in der Welt: „Wenn das, worauf referiert wird, als das existiert, worauf referiert wird, ist das Referenzobjekt ein Denotat.“ (Ch.W. Morris 1972, 22). So verstanden sind die Denotate die einzelnen Elemente der durch das Designat (1) gebildeten Klasse ( Referent). Demzufolge können verschiedene, hinsichtlich ihres Bedeutungskerns synonyme ( Synonymie) oder hyponyme ( Hyponymie) Ausdrücke (generell oder kontextuell) dasselbe D. haben, wie bspw. Pferd, Gaul, Roß, Schimmel, Hengst, Vierbeiner, Tier.
  2. Die Klasse möglicher Referenten eines Zeichens; in Opposition zum Designat (2) (als dem Klassenbegriff selbst) jedes einzelne Mitglied der durch ein Zeichen bezeichneten Klasse, d.h. „die Klasse von Objekten, Eigenschaften usw., auf die der Ausdruck korrekt anwendbar ist“ (J. Lyons 1980, 219), Bezeichnetes.
  3. Der begriffliche oder kognitive, situationsunabhängige Kern der Bedeutung eines sprachlichen oder nicht-sprachlichen Zeichens ( Begriff, Begriffsinhalt, Intension, Designat); bei Sprachzeichen auch lexikalische (2) oder denotative Bedeutung, d.h. der sachlich-neutrale Teil der Bedeutung im Ggs. zum assoziativ-wertenden Konnotat. Die hinsichtlich ihres Denotats gleichen Hund und Köter unterscheiden sich durch das bei letzterem hinzukommende (konnotative) semantische ‘vom Sprecher negativ bewertet’.
  4. In der strukturalistischen Semantik (z.B. bei H. Henne 1972, 34) zuweilen auch die kontextbedingte, konkrete Parole-Bedeutung („Einzelvorstellung“) eines Zeichens im Ggs. zum abstrakten, der Langue zugehörigen Designat (2).
  5. Bei U. Eco im Anschluss an Saussure der relative Wert) eines Zeichens innerhalb des Systems: „Das Denotatum eines Lexems ist seine semantische Valenz in einem bestimmten Feld.“ (1972, 104) In diesem Sinne denotiert das Lexem /Baum/ im Deutschen „denjenigen Raum, diejenige semantische Valenz, die aus /Baum/ (im semantischen System der deutschen Kultur und in der vorausgesetzten Kompetenz des Sprechers) das macht, was /Holz/ und /Wald/ gegenübersteht.“ (Ebd., 103) 

Lit.: Eco, U., Einführung in die Semiotik. 1972. Heger, K., Monem, Wort, Satz und Text. 21976. Henne, H., Semantik und Lexikographie. 1972. Lyons, J., Semantics. Vol. 1. 1977. dt. Semantik. Bd. 1. 1980. Morris, Ch.W., Foundations of the Theory of Signs. In: Foundations of the Unity of Science: Toward an International Encyclopedia of Unified Science. Vol. I. No. 2. 1938. dt. Grundlagen der Zeichentheorie. Ästhetik und Zeichentheorie. 1972. Schippan, Th., Einführung in die Semasiologie. 1972. Ulrich, W., Linguistische Grundbegriffe, 52002, 60. AB

Letzte Änderung: 01.10.2024 - Ansprechpartner: Webmaster