Inkunabel

22.12.2015 -  

engl. incunabulum, frz. incunable, russ. первая печать (lat. incunabulum, Pl. incunabula ‘Windeln, Wickelbänder’, aus Pl. cunae ‘Wiege, Nest’)

 

Ein „vor dem 1.Januar 1501 vollendetes, mit beweglichen Metallettern hergestelltes Druckwerk“ (Geldner 1978, 1). Im 15. Jh. fand I. als Bezeichnung für ein einführendes Werk/Buch Verwendung; so bei Sebastian Brant incunabula iuris (s.o.). Im 17. Jh. wurde zunächst die Epoche der Frühzeit des Buchdruckes mit diesem Begriff bezeichnet (vgl. J. u. W. Grimm 1893, 1548); z.B. bei Bernhard von Mallinckrodt prima typographicae incunabula (Köln 1640). Durch Cornelis a Beughem wurde I. erstmals als Bezeichnung für typographische Druckerzeugnisse selbst angewendet (Amsterdam 1688). Seit dem 19. Jh. finden im deutschen Sprachraum daneben die Bezeichnungen Wiegendruck und Frühdruck mehr und mehr Verwendung (vgl. J. u. W. Grimm a. a. 0.).

Die Inkunabeln erschienen in einer Auflagenhöhe von 100-275 Exemplaren, erst ab 1480 waren bis 1 000 Exemplare pro Auflage möglich. Es wurden vorwiegend religiöse Inhalte veröffentlicht (Ausnahme: Italien) in überwiegend lateinischer Sprache (Ausnahme: England). Erst Ende des 15. Jh.s erschienen Inkunabeln auf deutsch und in anderen lebenden Sprachen. Sie richteten sich im Ggs. zu den Drucken nach 1500 noch sehr nach dem handschriftlichen Vorbild (vgl. Geldner 1978, 2ff.).

Seit dem 17. Jh. spricht man von Inkunabelkunde. Johann Saubertus veröffentlichte 1643 den ersten (unvollständigen) Inkunabelkatalog der Nürnberger Stadtbibliothek (825 Inkunabeln). Michael Maittaire gilt als erster wissenschaftlicher Inkunabelbibliograph (Amsterdam 1719/33). Die Inventarisierung der in deutschen Bibliotheken verwahrten Inkunabeln wurde 1911 offiziell abgeschlossen (in 676 Bibliotheken existieren 145.484 Inkunabeln) (vgl. Geldner 1978, 17).

Lit.: Geldner, F., Inkunabelkunde. Eine Einführung in die Welt des frühesten Buchdrucks. 1978. Grimm, J. und W., Deutsches Wörterbuch. 1893 [Nachdr. 1991]. Haebler, K., Handbuch der Inkunabelkunde. 1925 [Nachdr. 1966]. Handbuch der Bibliothekswissenschaft. Begr.v. F. Milkau. 1952. SL

 

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