Patronym
[engl. patronym, frz. nom à suffixe patronymique, russ. отчество, патроним] (griech. πατήρ ‘Vater’, όνομα ‘Name’)
1. Auch: Vatername. Name des Vaters als Bestandteil des Namens seines Kindes. Das P. war bei den Griechen essentieller Bestandteil des Namens und hatte dieselbe soziale Funktion wie moderne Familiennamen: Es drückte die Zugehörigkeit des Namensträgers zu einer Familie aus. Seine Bedeutung war so groß, dass es mitunter als → Antonomasie (1) geradezu an die Stelle des persönlichen Namens treten konnte. Aus Homers Werken ist bekannt, dass Achilleus bzw. Agamemnon als der Pelide [Vater: Peleus] bzw. der Atride [Vater: Atreus] bezeichnet wurden.
2. Auch: Vatersname. Im Russischen, Weißrussischen, Ukrainischen und Bulgarischen regulärer dritter Namensbestandteil neben dem Vornamen und dem Familiennamen (z.B. Alexander Sergejewitsch Puschkin) und zudem ein zusätzliches Unterscheidungskriterium bei ansonsten gleichlautenden Namen. Meist ist das P. zugleich Teil der persönlichen Anrede: Sehr geehrte Jelisaweta Petrowna (Romanowa)!
Gebildet wird das P. im Russ. durch das Anhängen der Suffixe: -owitsch, -ewitsch und manchmal -itsch (männlich) bzw. -owna oder -ewna sowie selten -itschna, -initschna (weiblich) an den Vornamen des Vaters.
3. Auch: Patronymikon. Vom Namen des Vaters abgeleiteter Familienname. In west- bzw. ostgermanischen und slawischen Sprachen sowie im Englischen, Spanischen usw. treten patronymisch abgeleitete Familiennamen auf: Hermanns (Sohn von Hermannn), Petrov (Sohn von Petr), Johnson (Sohn von John), Fernandéz (Sohn von Fernando).
Nimmt der Familienname auf die Mutter Bezug, so spricht man von einem → Metronym oder latinisiert → Matronym.
→ Eigenname, → Personenname
Lit.: Koß, G., Namenforschung. Eine Einführung in die Onomastik. 3., aktual. Aufl. 2002. Mitterauer, M., Ahnen und Heilige: Namengebung in der europäischen Geschichte. 1993. Weis, B., Les patronames dans les domaines limitrophes – Les traductions humanistes des patronymes. In: Eichler, E./Hilty, G./Löffler, H./Steger, H./Zgusta, L. (Hrsg.), Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik. 2. Teilbd. 1996, 1289-1293. EP