Präposition
[engl. preposition, frz. préposition, russ. предлог]
Auch: Verhältniswort. Unflektierbares synsemantisches (→ Synsemantikon, → Partikel) → Funktionswort ohne Satzgliedwert mit Kasusforderung (z.B. an, seit trotz, zufolge), die zu den 10 Wortarten der traditionellen Grammatik gehört. Die P. legt den Kasus (→ Präpositionalkasus) der → Nomen und ihrer Begleiter fest, setzt diese zueinander in syntaktische Beziehungen und gibt das semantische Verhältnis an (z.B. lokal: der Turmhinter dem Gebäude, kausal: wegen des Gewitters, temporal: für drei Minuten oder modal: unter aller Kritik). Die Kasusrektion betrifft vor allem Substantive (→ Akkusativ: für den Frieden, → Dativ: mit dem Freund, → Genitiv: während des Urlaubs), Pronomen (sich um ihn kümmern), seltener aber Adjektive (ihn für erfolgreich halten) und Adverbien (ab heute gelten). Einige Präpositionen (in, auf, unter, über, um, vor, hinter) können mit Unterschieden in der jeweiligen Bedeutung zwischen → Akkusativ und → Dativ wechseln: Er legt das Buch auf den Tisch (Richtung), Das Buch liegtauf dem Tisch (Ort). Schon die Bezeichnung Präposition weist darauf hin, dass Präpositionen vor dem Kern der → Nominalphrase bzw. → Pronominalphrase stehen, zu der sie gehören. In einem weiteren Sinne werden je nach Stellung der Präposition drei Typen unterschieden: Präpositionen, die die betreffende Phrase einleiten: für die Kinder bzw. für sie, Postpositionen, die am Ende der Nominalphrase stehen (→ Postposition): der Wahrheit halber, und die mehrgliedrigen Zirkumpositionen, die die Nominalphrase einrahmen (→ Zirkumposition): um des Erfolges willen. Manche Präpositionen können aber auch vor- oder nachgestellt erscheinen: wegen des Erfolges / des Erfolges wegen. Die → Wortart P. geht diachronisch betrachtet auf Adverbien zurück; in jüngerer Zeit erweitern Präpositionen aus Substantiven (dank, kraft, zwecks), Adjektiven (nördlich, fern, nah) und Partizipien (entsprechend, ungeachtet) oder präpositionale Fügungen (mit Bezug auf, im Verhältnis zu) die Wortklasse P. Substantivische Wortgruppen können dabei auch zu einem Wort verschmelzen (anstelle, mithilfe, anhand). In der deutschen Gegenwartssprache ist eine Tendenz zur Kasusalternanz spürbar, wonach Genitivpräpositionen immer häufiger mit dem Dativ, umgekehrt aber auch Dativpräpositionen mit dem Genitiv gebraucht werden. Gründe könnten im → Synkretismus liegen, dem Zusammenfall der Kasusformen im Dativ/Genitiv Femininum (wegen der/der Sonne) oder im höheren stilistischen Wert des Genitivs (nahe dem/des Hauses, entgegen dem/des Beschlusses, dank seinem/seines Erfolges), aber wohl auch auf regionale Unterschiede im Gebrauch zurückzuführen sein. Wenn anstelle der Genitivrektion (unterhalb, unweit, während oder wegen) in der gesprochenen Sprache der Dativ gebraucht wird, so entstehen die Unsicherheiten oftmals durch den Wechsel von der Schrift- und Verwaltungssprache in die Umgangssprache. In der letzten Zeit lässt sich eine Tendenz zur Bevorzugung des Genitivs v.a. nach mehrsilbigen Präpositionen (entsprechend der Vereinbarungen, nahe des Flusses) beobachten. Die Zukunft wird sich zeigen, ob diese Erscheinung Systemrelevanz gewinnt.
→ Kasus, → Rektion, →Wortart
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