Redundanz
Das Vorhandensein von eigentlich überflüssigen, für die Information nicht notwendigen Elementen oder auch die Überladung mit Merkmalen, wie es in sprachlichen Zeichenteilsystemen (→Morphologie, → Phonologie, → Semantik) häufig auftritt, da in der sprachlichen → Kommunikation stets mit Störfaktoren zu rechnen ist. Durch das Mittel der Übercharakterisierung bzw. Überinformation in der natürlichen Sprache (→ natürliche Sprache) wird der negative Einfluss von Störungen auf die Rezeption kompensiert. Drei Typen von R. sind zu unterscheiden:
- Informationstheoretische R. Diese besteht a) in der Voraussagbarkeit einer Information bzw. der Auftretenswahrscheinlichkeit von Elementen in der (linearen) Redekette oder b) in der statistisch zu berechnenden Überschüssigkeit von Zeichenfolgen hinsichtlich des Effekts der Nachrichtenübertragung und zeigt sich darin, dass bei einem geeigneten → Kode die Kürzung einer Zeichenfolge ohne Informationsverlust möglich ist.
- Lexikalisch-stilistische R. Diese besteht in der Weitschweifigkeit der Rede bzw. der wiederholten expliziten oder impliziten Darbietung desselben Inhalts: das kleine Baby, der runde Ball, der laute Knall (→ Pleonasmus). Diese Überfülle kann sowohl positiv als auch negativ aufgefasst werden, wobei dies vom Kommunikationspartner und der Situation abhängig ist. Gegebenenfalls kann R. der Erklärung, der Erhöhung der Verständlichkeit oder auch der Sicherung der Nachrichtenübertragung dienen. Im Gespräch sind Wiederholungen ebenso häufig wie notwendig: R. wirkt hier „gedächtnisentlastend und auch retardierend, so daß dem Hörer ein längerer Zeitraum für seine Verständniszuschreibung verbleibt.“ (Bublitz 2001, 1339)
- Grammatische R. Diese wird auf phonetisch-phonologischer, morphologischer, semantisch-lexikalischer (→ Lexik), syntaktischer (→ Syntax) oder textueller Ebene (→ Text) realisiert. Darunter wird die mehrfache Markierung grammatikalischer Kategorien innerhalb einer Konstituente oder eines Satzes verstanden. Dabei wird die grammatische R. nicht negativ bewertet, sondern als Minderung der funktionalen Belastung einzelner Elemente eines Syntagmas (→ Syntagma) charakterisiert. Somit schützt die grammatische R. vor Informationsverlust und dient der Verstehensförderung auf semantisch-lexikalischer und textueller Ebene, z.B. in einem kleinen Häuschen (die Größe des Hauses wird hier zweimal und das → Genus sogar dreimal ausgedrückt; das → Suffix -chen hat die Funktion der Verkleinerung (→ Diminutiv), das Adjektiv klein ist damit redundant).
Lit.: Attneave, F., Informationstheorie in der Psychologie. 31974. Bublitz, W., Formen der Verständnissicherung in Gesprächen. In: Brinker, K./Antos, G./Heinemann, W./Sager, S.F. (Hrsg.): Text- und Gesprächslinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. 2. Halbbd. 2001, 1330-1340. François, F., Redundanz. In: Martinet, A. (Hrsg.), Linguistik. 1973. Garvin, P. (Hrsg.), Natural language and the computer. 1963. Gleason, H.A., An Introduction to Descriptive Linguistics. 1966. Groth, P., Aspekte der Redundanz. In: Deutsche Sprache 26.1998, 18-37. Heike, G., Sprachliche Kommunikation und linguistische Analyse. 1969. Newman, E.B./Waugh, N.C., The redundancy of texts in three languages. In: Information and control 3.1960, 141-153. Schmidt, F., Zeichen und Wirklichkeit. 1966. Seiffert, H., Information über die Information. 1971. Grassegger, H., Merkmalsredundanz und Sprachverständlichkeit. 1977. ABR