Artikelgebrauch

Auch: Artikelselektion, Artikelfunktionen. Im Dt. hat der Sprecher beim A. je nach Intention, Information und situativer Referenz die Wahl zwischen bestimmtem → Artikel, unbestimmtem Artikel und → Null-Artikel (vgl. Er war ein Vater (der Armen), Er war der Vater (meines Freundes), Er war Vater (von neun Kindern) bzw. ... ein Schauspieler, ... der Schauspieler, ... Schauspieler). Die Opposition unbekannt : bekannt kann durch die Wahl des unbestimmten bzw. des bestimmten Artikels zum Ausdruck kommen: Ich habe mir ein Buch über moderne Malerei gekauft, aber das Buch gefällt mir nicht. Ein führt Neues klassifizierend bzw. als Vertretung einer Gattung ein; der weist auf eine bestimmte, schon bekannte Erscheinung bzw. auf ein Einzelwesen hin. Man unterscheidet auch „individualisierenden“ und „generalisierenden Gebrauch“: Im Garten steht ein Baum, der Baum trägt Früchte vs. Ein/der Baum ist eine Pflanze, (Die) Phonetik ist die Lehre von den Sprachlauten. Im Ganzen jedoch verfügen die Formen des dt. Artikels über eine Vielfalt unterschiedlicher semantisch-grammatischer Funktionen und die Wahl des Artikels kann durch vielerlei Faktoren bedingt sein. In der Regel richtet sich der Sprecher nach dem Hörer, so dass Unbestimmtheit den Vorrang hat. Dabei ist das Unbestimmte oft, aber nicht immer auch das Neue. Seine unterschiedlichen Funktionen aber (das wird vom Standpunkt artikelloser Sprachen deutlich) erfüllt der dt. Artikel erst im Zusammenspiel von Satz, Kontext und Situation (vgl. Admoni 1982, 127ff.), d.h. dass Unterschiede in der Bedeutung des Artikels pragmatisch (im Kontext von Präsuppositionen; → Präsupposition) begründet sind bzw. einer kontextuell-semantischen bzw. textlinguistischen Interpretation bedürfen, z.B. Ein Mann und eine Frau saßen im Cafe. Plötzlich ging der/ein Mann zur Tür und schoss (Bartsch/Vennemann 1982, 142). Die Art (nicht bloß das → Genus) des Artikels bestimmt im Dt. auch die Flexion des attributiven Adjektivs (vgl. ein schnelles Auto/das schnelle Auto; ein großer Mann/der große Mann).

Anapher, → anaphorisch, → Deixis, → Textphorik

Lit.: Admoni, W., Der deutsche Sprachbau. 41982. Bartsch, R./Vennemann, Th., Grundzüge der Sprachtheorie. Eine linguistische Einführung. 1982. Brinkmann, H., Die deutsche Sprache. Gestalt und Leistung. 21971. Christophersen, P., The Articles. 1939. Duden. Die Grammatik. 8., überarb. Aufl. 2009. Eisenberg, P., Grundriss der deutschen Grammatik. Bd. 2: Der Satz. 42013. Hentschel, E./Weydt, H., Handbuch der deutschen Grammatik. 42013. Oomen, I., Determination bei generischen, definiten und indefiniten Beschreibungen im Deutschen. 1977. Vater, H., Das System der Artikelformen im gegenwärtigen Deutsch. 21979. Ders., Determinantien. 1979. Weinrich, H., Textlinguistik. Zur Syntax des Artikels in der deutschen Sprache. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 1.1969, 61-74; abgedr. (veränd.) in: Ders. (Hrsg.), Sprache in Texten. 1976, 163-176. Ders., Textgrammatik der deutschen Sprache. 32005. Werner, O., Der bestimmte Artikel als Allquantor. In: Hartmann, D. et al., Sprache in Gegenwart und Geschichte. Festschrift für H.M. Heinrichs zum 65. Geburtstag. 1978, 215-35. L/AB

Letzte Änderung: 01.10.2024 - Ansprechpartner: Webmaster