Bezeichnetes

Auch: signatum, signifié, Signifikat, Designatum, Zeicheninhalt, Inhalt. In F. de Saussures posthum veröffentlichten Cours de linguistique générale (1916) die als Bestandteil des Zeichens ( Zeichen) an eine Zeichengestalt („Lautbild“) gebundene, mit dieser als dem Bezeichnenden ( Bezeichnendes) „assoziierte“ „Vorstellung“, die Inhaltsseite des als zweiseitig ( bilaterales Zeichen) gedachten Zeichens (vgl. Saussure 32001, 76ff.). Dem lat. Lautbild arbor ist die Vorstellung ‘Baum’ assoziiert, zusammen bilden beide das entsprechende Zeichen. B. und Bezeichnendes sind dabei „konsubstantiell“ (Heger 1976, 38ff.; Henne 1972, 20). Der Wandel der Sprache in der Zeit ( Diachronie, Sprachwandel, Bedeutungswandel) ist für Saussure immer „die Verschiebung des Verhältnisses zwischen dem Bezeichneten und der Bezeichnung“ (2001, 88), d.h. dem Bezeichnenden. Ob es sich beim Bezeichneten um die bildhafte Vorstellung eines Mustergegenstands, eine abstrakte Idee oder die Vorstellung der Klasse der durch dasselbe Zeichen bezeichenbaren Gegenstände handelt, hat Saussure unerörtert gelassen. In seinen nachgelassenen Notizen wird jedoch ein dynamisches Verständnis der Beziehung zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem deutlich: „Weil [...] sprachliche Zeichen grundsätzlich beliebig sind und somit die Kombination von Laut und Bedeutung, die ein Zeichen bilden, auf nichts anderem als auf deren Wert im System einer Sprache beruhen kann, sind sprachliche Zeichen nie absolut, sondern immer nur relativ, in bezug auf andere Zeichen desselben Systems bestimmbar“ (Fehr 1997, 155), mit denen sie koexistieren.

Das Bezeichnete darf nicht mit dem bezeichneten Objekt, Sachverhalt oder der bezeichneten Person ( Referent) verwechselt werden, die für Saussure nicht zum Zeichen gehören.

Bedeutung, Semantik, Wert

Lit.: Fehr, J., Ferdinand de Saussure. Linguistik und Semiologie. Notizen aus dem Nachlaß. 1997.Heger, K., Monem, Wort, Satz und Text. 21976. Henne, H., Semantik und Lexikographie. 1972. Jäger, L., Ferdinand de Saussure zur Einführung. 2010. Heringer, H.J., Linguistik nach Saussure. Eine Einführung. 2013, 45f. Saussure, F. de, Cours de linguistique générale. 31968; http://www.clg2016.org/fileadmin/user_upload/ferdinand_de_saussure_cours_de_linguistique_generale.pdf. dt. Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft 32001. Saussure, F. de, Cours de linguistique générale. Zweisprachige Ausgabe französisch-deutsch, mit einer Einleitung, Anmerkungen und Kommentar. Hrsg. von P. Wunderli. 2013. Raggiunti, R., Philosophische Probleme in der Sprachtheorie Ferdinand de Saussures. 1990. Wunderli, P., Saussure-Studien. 1981, 16ff. AB

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