Brechung
Erscheinungsform des kombinatorischen Lautwandels, die durch → Assimilation zwischen Stammsilbenvokal und nachfolgenden Nebensilbenvokalen verursacht wird. Es lassen sich folgende Gebrauchsweisen des Terminus unterscheiden: 1. als Bezeichnung für die → Senkung der germ. Vokale /i/, /u/ und des Diphthongs /eu/, die vor /e/, /a/ oder /o/ zu den Vokalen /e/, /o/ und dem Diphthong /eo > io/ wurden: lat. picem – ahd. peh – ‘Pech’; ahd. hulfum – giholfan – ‘halfen – geholfen’, germ. *eudô. – ahd. theot, thiot ‘Volk’. (Vgl. Schmidt 2013, 231) Eine Nasalverbindung konnte diese Assimilation verhindern (ahd. klumbum – giklumban – ‘klimmen’), und mitunter wurde der Wechsel der betroffenen Vokale später auch wieder ausgeglichen. Die Bezeichnung B. für diesen Assimilationsvorgang geht auf J. Grimm zurück; in Anlehnung an vergleichbare Prozesse der Umlautung wird hierfür auch a-Umlaut bzw. a-, e-, o-Umlaut (vgl. Mettke 1993, 54) gebraucht. 2. als Bezeichnung für die → Diphthongierung von /e/ und /u/ durch nachfolgende /a/ bzw. /u/ im Altnord. sowie den Wandel von germ. /a/, /e/, und /i/ vor bestimmten Vokalen, Konsonantenverbindungen oder /h/ zu Diphthongen im Aengl.: nhd. Erde, anord. iord und ags. eorde (vgl. Paul 1998, 58; Lehnert 1990, 53ff.). Mitunter auch 3. als Bezeichnung für die Hebung von /e/ und /o/ zu /i/ bzw. /u/ gefasst (vgl. z.B. Keller 1995, 77): lat. pecus – ahd. fihu (‘Vieh’).
→ Diphthong, → Umlaut, → Lautwandel
Lit.: Keller, R.E., Die deutsche Sprache. 21995. Lehnert, M., Altenglisches Elementarbuch. 101990. Mettke, H., Mittelhochdeutsche Grammatik. 71993. Paul, H., Mittelhochdeutsche Grammatik. Überarb. von P. Wiehl und S. Grosse. 241998, 56-59. Schmidt, W., Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium. 11., verb. und erw. Aufl., hrsg. von E. Berner und N.R. Wolf. 2013. Schweikle, G., Germanisch-deutsche Sprachgeschichte im Überblick.. 41996. UF