Codemixing
Auch: Sprachmischung. Der Prozess der Mischung zweier oder mehrerer Sprachen in einem Satz im Rahmen einer bilingualen Äußerung. Somit steht der Begriff in unmittelbarer Nähe zum Terminus → Codeswitching, der die Erscheinungen des spontanen Sprachwechsels als Folge kurzfristiger Sprachkontaktwirkungen in bilingualen Gruppen oder Gesellschaften bezeichnet. Der Begriff C. steht nach Muysken (2001, 1) zunächst „für alle Fälle, in denen lexikalische Einheiten und grammatische Strukturen aus zwei verschiedenen Sprachen in einem Satz vorkommen“ (vgl. Riehl 2014, 24). C. als „übergreifendes Phänomen“ (Riehl ebd.) im Sprachgebrauch bilingualer Sprecher ist nach Muysken (2001, 3) durch drei verschiedene Prozesse charakterisiert: Insertion, Alternation und kongruente Lexikalisierung. Bei der Insertion werden „Einheiten (einzelne Wörter/Stämme oder komplexe Konstituenteneinheiten) aus einer anderen Sprache in eine Basissprache (Matrixsprache) eingebettet“ (Riehl 2014, 24). Beispiele (dt.-russ.): I ego sef im Betrieb on im dovolen. (Und sein Chef im Betrieb, der ist mit ihm zufrieden.) Kogda ty anmeld-ues‘sja? (Wann meldest du dich an?) (Meng/Protassova 2005, 233 ff.), „Hat weiße Flecken auf dorsum und caput come gallum, und geht halb dritto come li homini und halb schleich per terra come les altres serpentes.“ (Eco 1988, 378; Ausschnitt aus der Schilderung eines wundertätigen Zaubers durch den unablässig Sprachen vermischenden Mönch Salvatore in Ecos „Der Name der Rose). Im Falle der Alternation beginnt ein Satz in einer Sprache und wird in einer anderen Sprache zu Ende geführt. Beispiele (dt.-russ.): Konecno, kompjuter mytoze kupim, aber das kann noch warten. (Natürlich, einen Computer werden wir auch kaufen, aber das kann noch warten.) (Meng/Protassova 2005, 233), „Cave Basiliscum! Est le roy des serpents, tant pleno de veleno que ne riculet totum, ringsum und um!“ (Eco 1988, 378) Kongruente Lexikalisierung tritt dann in Erscheinung, wenn „die beiden Sprachen in dem […] gemischten Satz die gleiche grammatische Struktur haben, aber Material aus unterschiedlichen mentalen Lexika“ aufweisen.“ (Riehl 2014, 24 ) „Ein in beiden Sprachen ungefähr gleichlautendes und gleichbedeutendes Wort dient als ,Gelenk‘, als Überleitung von der einen zur anderen Sprache“ (Bechert/Wildgen 1991, 67), wobei die „Matrixsprache, [...], die dem Satz zugrunde liegt, nicht bestimmbar ist“ (Riehl 2014, 25). Beispiel engl.-niederl.): Weet je what she is doing? (Weißt du, was sie tut? Überleitung durch niederländisch wat = englisch what) (Muysken 2000, 149). Das → Codeswitching schließt ebenfalls die Prozesse der Insertion, der Alternation sowie der kongruenten Lexikalisierung ein, die im Rahmen der Verwendung dieses Begriffes allerdings als intrasentielles Codeswitching bezeichnet werden (vgl. Riehl 2014). Darüber hinaus wird jedoch zum Codeswitching auch der Wechsel zwischen Sätzen, das sog. intersentielle Codeswitching, gezählt. Daraus ist zu schlussfolgern, dass der Begriff des Codeswitchings insofern weiter gefasst wird als der des Codemixings, da C. nur auf den Satz bezogen wird, Codewechsel aber auch die Prozesse einschliesst, die über die Satzgrenze hinausgehen. Riehl (2014, 33) macht jedoch darauf aufmerksam, dass „manche Forscher (vgl. Pfaff 1997) nur von ,Code-Switching‘ sprechen, wenn es zwischen Sätzen auftritt […], und im Falle von Mischungen innerhalb eines Satzes den Begriff Code-Mixing verwenden.“
→ Kode, → Codeswitching
Lit.: Bechert, J./Wildgen, W., Einführung in die Sprachkontaktforschung. 1991. Birken-Silvermann, G., Code-switching in der Kommunikation italienischer Migrantenjugendlicher: Frotzelaktivitäten. In: Hinnenkamp, V./Meng, K. (Hrsg), Sprachgrenzen überspringen. Sprachliche Hybridität und Polykulturelles Selbstverständnis. 2005, 105-140. Eco, U., Der Name der Rose. Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber. 1988. Maas, U., Sprache und Sprachen in der Migrationsgesellschaft. Die schriftkulturelle Dimension. Schriften des Instituts für Migrationsforschung und interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. IMIS-SCHRIFTEN. Bd. 15. Hrsg. vom Vorstand des Instituts. 2008. Meng, K./Protassova, E., „Aussiedlerisch“. Deutsch-russische Sprachmischungen im Verständnis ihrer Sprecher. In: Hinnenkamp, V./Meng, K. (Hrsg), Sprachgrenzen überspringen. Sprachliche Hybridität und Polykulturelles Selbstverständnis. 2005, 229-266. Muysken, P., Bilingual Speech. A Typology of Code-Mixing. 2000. Nelde, P.H. (Hrsg.), Sprachkontakt und Sprachkonflikt. 1980. Pfaff, C.W., Contacts and conflicts. Perpectives from code-switching research. In: Pütz, M. (ed.), Languages Choices. Conditions, Constraints and Consequences. 1997, 341-361. Riehl, C., Sprachkontaktforschung. Eine Einführung. 3. überarb. Aufl. 2014. UH