Ergativsprachen
[engl. ergative languages, frz. langues ergatives, russ. эргативные языки]
Sprachtypologische Bezeichnung für Sprachen, in denen der Vorgangsträger bzw. → Patiens transitiver Verben (O) die gleiche grammatische Markierung hat wie das Subjekt intransitiver Verben (S): den Kasus → Absolutiv (lat. absōlutīvus „in sich abgeschlossen, vollständig, unabhängig“). Das → Agens transitiver Verben (A) hat dagegen den Kasus → Ergativ (griech. ergatēs „der Handelnde“).
In morphologisch (oberflächlich) ergativen Sprachen werden A und S, also morphologisch unterschiedlich markierte Ausdrücke, syntaktisch zusammengefasst und können als Subjekt interpretiert werden. Sätze sind von A bzw. S aus perspektiviert, wie in einer → Nominativ-Akkusativ-Sprache. Morphologische E. sind z.B. das Baskische und das Georgische.
In Sprachen mit syntaktischer (tiefer) Ergativität treten S und O (Absolutiv) syntaktisch gleich, als Subjekt, auf. Sätze sind vom Vorgangsträger bzw. Patiens aus perspektiviert. Das Agens (A) wird zumeist nur fakultativ realisiert wird und häufig nicht als → Aktant, sondern als → Adjunkt angesehen. Eine syntaktische Ergativsprache ist z.B. das austral. Dyirbal:
Ba-la-n | dugumbil-Ø | bani-nu. |
DEIC-ABS-II | woman-ABS | come-TNS |
„The woman [S] is coming“
Ba-la-n | dugumbil-Ø | ba-ngu-l | yara-ngu | bura-n |
DEIC-ABS-II | woman-ABS |
DEIC-ERG-I | man-ERG | see-TNS |
„The man [A] sees the woman [O]“
Ba-ngu-n | dugumbi-ru | ba-yi | yara-Ø | bura-n |
DEIC-ABS-II | woman-ERG | DEIC-ABS-I | man-ABS | see-TNS |
„The woman [A] sees the man [O]“.
→ Sprachtypologie, → Aktivsprachen, → Ergativität
Lit.: Dixon, R.M.W., The Dyirbal Language of North Queensland. 1972. Dixon, R.M.W., Ergativity. 1994. Givón, T., Syntax. A functional-typological Introduction Vol. 1. 1984. Manning, C.D., Ergativity. Argument Structure and Grammatical Relations. 1996. Van Valin, R.D./Lapolla, R.J., Syntax. Structure, Meaning and Function 1997.MW